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1. Bd. 3 - S. 548

1838 - Eisleben : Reichardt
548 Australien. zeigen sie sich in ihren Kämpfen gerade nicht tapfer, aber verfchlagen, gewandt und ^ fähig, große Befchwerden zu ertragen. Aus diefem gränzenlofen Rachedurst entspringt auch der bei den Neuseeländern noch immer herrschende, Gebrauch die abgeschnittenen und zubereiteten Kopfe der Feinde als Siegesdenkmal aufzubewahren und die Leich- name zu verzehren. Bei manchen Festlichkeiten werden diese Köpfe auf den Dächern der Häuser in Reihen aufgestellt. Sollten sich aber Missionare bei dieser Gelegenheit einfinden, so verhüllt man sie mit Tüchern. Es sind gräßliche Gegenstände diese Köpfe. Die Gesichtszüge sind höchst wohl erhalten; Haar und Bart ganz unversehrt; nur die Augen sind geschlossen und geben dem Ganzen das Ansehen einer Leiche. Der Gebrauch die Köpfe der Feinde aufzubewahren, ist erst in neuerer Zeit entstanden. Ehemals beschränkte sich diese Sitte nur auf die Köpfe der verstorbenen Freunde, denen man selbst eine Art religiöser Verehrung bezeigte. Als aber die Europäer dergleichen Köpfe begierig zu kaufen suchten, um sie als Merkwürdigkeit mit nach Hause zu bringen, und man sich doch von denen der Freunde nicht gern tren- nen mochte, sing man ^ an die Köpfe der Feinde für diesen Zweck vorzurichten. Dieser schändliche Handel mit Menschenköpfen hat jetzt auf ganz Neuseeland eine große Ausbreitung erhalten *). Selbst nach Sydney in Neusüdwales wurden sie förmlich zu Markt gebracht. Doch hat der dortige Brittische Gouverneur dem Unwesen in letzter Zeit durch ein strenges Verbot gesteuert. Wie ein Häuptling dem Missionar Uate erzählte, so ist das Verfahren bei der Zubereitung dieser Köpfe folgendes. Nachdem nämlich der Kopf vom Rumpfe abgeschnitten worden, wird durch eine an der hintern Seite gemachte Öffnung das Gehirn herausgenommen und der Schädel inwendig von allen fleischigen Theilen sorgfältig gereinigt. Hierauf nimmt man die Augen heraus und wirft den Kopf in siedendes Wasser, welches durch glühende Steine in steter Hitze erhalten wird. Nachdem die Haut so weich geworden, daß man sie abstreifen könnte, wird der Kopf plötzlich in kaltes Wasser gesteckt, wieder herausgenommen und in ei- nen geheizten Ofen gethan, damit die Wärme und der Dampf das Innere des Schädels ganz durchdringen können. Nachdem dieses geschehen, steckt man ihn auf eine Stange zum Trocknen, legt ihn aber- mals in den Ofen und entfernt nun das Fleisch von allen knochigen Theilen. Hierauf wird der leere Raum unter der Haut mittelst klei- ner Stäbchen mit Flachs oder zarter Baumrinde ausgefüllt, so daß das Gesicht seine vorige Gestalt wieder empfängt und die Gesichtszüge *) Die Missionäre haben ihr Möglichstes gethan, um diesem Handel kn ihren Bezirken ein Ende zu machen, allein ihr Einfluß ist noch nicht groß genug, und der Handel mit Köpfen dauert fort, so lange sich Käufer finden.
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