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1. Bd. 3 - S. 549

1838 - Eisleben : Reichardt
Neuseeland. 549 erhalten werden. Die Nasenlöcher werden sorgfältig mit Farnkraut- wurzel ausgestopft und die Lippen gewöhnlich zusammen genahet; doch laßt man diese zuweilen auch geöffnet, fo daß die Zahne zu sehen sind. Zuletzt hangt man den Kopf noch einige Tage lang an die Sonne, damit er vollkommen austrockne. Wenn der so zubereitete Kopf nunmehr gut aufbewahrt und besonders vor Feuchtigkeit ge- schützt wird, so erhalt er sich äußerst lange. Gewöhnlich hebt man den Kopf eines Häuptlings, wohl einge- wickelt, an einem unter dem Tabu (s. oben) stehenden Orte auf. Kommt aber ein Freund oder naher Verwandter des Todten in das Dorf, so holt man den Kopf hervor, damit der Freund über ihn wei- nen, ihn liebkosen und die Geister der Rache gegen den, welcher ihn getödtet, heraufbeschwören könne. Man stellt in diesem Falle den Kopf meistens an irgend einer besonders weithin sichtbaren Stelle des Ortes auf, z. B. auf einem Zaunpfahle, einem Dachgiebel oder über einer Hausthüre. Man führt nun den Fremden zu dieser Stelle und zeigt ihm den Gegenstand seiner Betrübniß. Er betrachtet ihn mit Zeichen des tiefsten Schmerzes. An die Stelle der Trauer tritt bald der heftigste Zorn, der in Wuth überzugehen droht. Alle Skla- ven beiderlei Geschlechts suchen sich jetzt vor ihm zu verbergen, denn es könnte leicht geschehen, daß er dem ihn anblickenden Haupte seines erschlagenen Freundes einen oder den andern zum Sühnopfer brachte. Nach Beendigung dieser Feierlichkeit hüllt man den Kopf wieder in seine Decken ein und bewahrt ihn sorgfältig bis zu einer ähnlichen Gelegenheit auf. Aus demselben glühenden Rachedurst der Neuseeländer, nicht aus eigentlicher, sinnlicher Begierde nach Menfchenfleisch scheint auch der gräßliche Gebrauch der Menschenfresserei hervorzugehen; denn es ist leider kein Zweifel, daß sie Menschenfresser sind. Indessen beschrankt sich dieser Gebrauch nur auf den Krieg und sie verzehren, mit weni- gen Ausnahmen; die Leichname der Häuptlinge, welche sie im Kriege getödtet haben. Aus den empfindlichsten Theilen des Körpers der Erschlagenen saugen sie das Blut, um den Durst nach Rache damit zu stillen. Das Siegsfest schließt gewöhnlich mit lautem Geschrei über die gefallenen Freunde, worauf man die Köpfe der Feinde ab- schneidet und die Leichname für das Siegesmahl zubereitet. Ein Häupt- ling erzählte dem Franzosen Lefson, welcher Duperrey auf seiner Reise um die Welt begleitete, mit welchem großen Genusse er Men- schenfleisch verzehre und bezeichnete das Gehirn als das wohlschmeckend- ste und die Hinterbacken als das kräftigste Stück; und als er seinen Abscheu bemerkte, erklärte er schnell, sie fräßen niemals Europäer, sondern nur die bösen Menschen am Themseflusse und an der Mer- kursbai. Überhaupt behaupten mehrere Reisende, daß die Neuseeländer auch Menschen fressen, die sie nicht bei einem Kriege, sondern bei einer i
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