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1. Bd. 3 - S. 558

1838 - Eisleben : Reichardt
558 Australien. vom ersten Range, welche nicht eine einzige Linie am Leibe haben. Eben so wenig bezeichnen die einzelnen Muster und Zeichnungen den Rang und Stand der Person. Alles hangt von dem Geschmack des Künstlers ab oder von der Weisung, die er darüber empfangt. Das Verfahren bei dem Tatowiren in Neuseeland ist übrigens anders als auf den meisten andern Inseln der Südsee. Es werden nämlich hier sehr tiefe Einschnitte in die Haut gemacht, welche tiefe Furchen und starke Schwielen hinterlassen. Die Missionare haben auf allen ihren Stationen das Tatowiren untersagt. Wer sich bei ihnen niederlassen will, darf diese Sitte nicht länger beobachten, so daß wohl mit der weitern Verbreitung des Christenthums dieser Gebrauch allmahlig ganz aufhören dürste. Das Klima erlaubt auf Neuseeland dem Menschen schon nicht mehr nackt zu gehen. Ihre Kleidung besteht aus einer Matte, aus Neuseeländischem Flachs gewebt, die um die Mitte des Leibes geschla- gen und durch einen Gürtel befestigt wird, und bis zum Knie herab- hängt — und aus einem Mantel, gleichfalls aus einer Matte be- stehend, der vorn auf der Brust zugebunden und bei den Häuptlingen mit allerlei buntem Pelzwerk gefüttert ist. Man sieht zuweilen Man- tel, die so schön und kunstreich verbrämt sind, daß kein Europäisches Land sie in größerer Vollkommenheit hervorbringen kann. Einige sind weich, wie Sammet glänzend und geschmackvoll mit Figuren geziert, zum Theil roth gefärbt. Die Ohren sind durchbohrt und mit aller- hand Verzierungen behängt. Vorzüglich tragt man Gehänge von Nephrith, die .nicht übel geschnitzt sind und menschliche Figuren vor- stellen. Ihre Piroguen oder Fahrzeuge sind ebenfalls mit großer Geschick- lichkeit gemacht; sie theilen sich in Kriegsfahrzeuge und gewöhnliche Boote. Erstere sind wohl 60 F. lang und 6 F. breit, und können gegen 60 Personen fassen. Ihr Hintertheil läuft hoch hinauf, ist sehr künstlich ausgeschnitzt und mit Flechtwerk behängen; gewöhnlich stellt die Schnitzarbeit einen großen Thierkopf mit gräßlichem Rachen und lang herausgesteckter Zunge vor. Die kleinern Fahrzeuge dienen vorzüglich zum Transport, zum Handel und zum Fischfänge. Es giebt unter den Neuseeländern nur zwei Klassen des Volks, freie und Sklaven. Jeder freie ist dem andern gleich und in seiner Familie unabhängig und hat über alle Mitglieder derselben unum- schränkte Gewalt. Die Jugend wächst in völlig ungebundener Frei- heit auf, bis die Mädchen mannbar und die Knaben stark genug ge- worden sind, in den Krieg zu gehen. Die Neuseeländer sind in vie- le kleine Gemeinden oder Stämme getheilt, die unter Häuptlingen ste- hen, deren Autorität aber nur im Kriege anerkannt wird, und die in ihren Dörfern keine besondere Autorität haben. Jeder andere Freie des Stammes dünkt sich in keinem andern Stücke geringer als der Häuptling, zu welcher Würde in der Regel der gewählt wird, der
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