1. Bd. 3
- S. 565
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Carolinen.
§G5
oder ist auf dem Wirbel des Kopfes zu einem Knoten verbunden; der
Bart ist gewöhnlich dünn, die Stirn schmal, die Augen schiefstehend
und die Zahne sehr schön. Ihre Hautfarbe ist citrongelb oder auch
von lichter Kupfersarbe; die Frauen sind ziemlich weiß und haben flei-
schige Formen. Das Gesicht ist breit und die Nase dick und platt.
Ihre ursprünglich lichte Farbe der Haut verunstalten sie mit Gelbwurz
und Ol, womit sie den Körper einreiben und wodurch sie die Schön-
heit des Putzes zu erhöhen glauben. Schenkel, Arme und Leib tato-
wiren sie. Ihre Kleidung besteht aus einer kleinen Schürze, die bis
an die Knie reicht und zuweilen mit Franzen geziert ist. Auch tragt
man um den Leib eine kleine schmale Matte von trefflicher Arbeit,
die von einer feinen Grasart gewebt zu seyn scheint. Einige tragen
auch eine Art Mantel, die den Ponchos (B. Iii., 348) der Süd-
amerikaner ähnlich sind, indem sie in der Mitte ein Loch haben,
durch welches der Kopf gesteckt wird, so daß sie über Brust und
Schultern herabhangen. Ein Theil dieser Mantel ist mit Franzen
und Stickereien geschmackvoll verziert, vernsi xslst einer feinen Art
Gras, das schwarz gefärbt und zierlich in die Matte verwebt ist. Aus
einigen Carolinen tragen die Eingebornen, schöne, geschmackvoll geord-
nete Schnüre von rochen Steinen, oder auch dergleichen, die aus
Stücken einer harten Beere zu bestehen scheinen; sie setzen auf diese
Zierathen einen hohen Werth, und es halt schwer, etwas davon ein-
zutauschen, außer zu bedeutendem Preise. Nachstdem haben sie um
den Hals an einer Schnur eine kleine Art Kokossiuß, die ausgehöhlt
und mit einem hölzernen Stöpsel verschlossen wird; es werden darin
wohlriechende Blätter und Ol aufbewahrt.
Die sehr niedrigen Hauser sind auf Pfählen erbaut und beste-
hen aus 4 bis b sehr geräumigen Abtheilungen; der Boden und die
Wände sind aus Balken oder Bambusrohr und dicht mii Palm-
blattern ausgestopft. Ihr Hausgerathe besteht nur aus wenigen
Gegenständen; sie haben Körbchen zur Aufbewahrung des Betels,
den sie kauen, Kamme aus einem gelben Holz hübsch gearbeitet,
Messer von Haisischzahnen, mit einem runden Gefäß, Töpfe und
Napfe, letztere oft roth angestrichen und statt der Teller bei den
Mahlzeiten gebraucht, Äxte, woran die Schneide aus Muscheln ver-
fertigt ist, Büchsen von rothem oder auch gelbem Holze, mit schwar-
zen Rändern und einein genau schließenden Deckel versehen, worin
sie ihre Matten, Angelschnüre rc. aufbewahren. Seit den neuesten,
Zeiten, wo die Eingebornen mehr mit den Europäern in Berührung
gekommen lind, haben sie nun auch eiserne Werkzeuge, und alles,
was von Leder oder Eisen ist, steht bei ihnen in einem sehr hohen
Werthe. Kriegerisch sind die Einwohner nicht, daher haben sie auch
nur wenige Waffen, am meisten bedienen sie sich der Schleudern,
mit denen sie sehr gut umzugehen wissen. Überhaupt sind Milde
und ein gewisser Ernst Hauptzüge ihres Charakters. Vorzüglich zeich-