1. Bd. 3
- S. 573
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Mulgrave-Archipel.
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getrennt zu leben, verließ daher Kotzebue und blieb in Otdia, von
diesem reichlich beschenkt zurück. Beim Abschiede schien Kadu erst recht
zu fühlen, wie schwer ihm die Trennung von seinen Russischen
Freunden wurde, er weinte wie ein Kind und bat sie flehentlich wie-
der zu kommen. „Die Anhänglichkeit des guten Menschen, sagt Ko-
tzebue *), rührte mich sehr, und noch mehr erweichte mich der Jam-
mer der Wilden über unsere Abreise. Lagediack schloß sich fest an
mich, und fragte mich oft, ob wir denn gewiß wieder kommen wür-
den^ Männer, Weiber und Kinder begleiteten uns bis zur Schalup-
pe. Nachdem wir abgestoßen, setzten sich alle ans Ufer und stimmten
ein Lied an, in dem unsere Namen oft vorkamen. Die Anker
wurden mit Tages Anbruch gelichtet und wir verließen Otdia. Durch
den Tubus sahen wir Kadu mit einigen Andern vor Raricks Hause
sitzen und nach uns blicken. An seinem weißen Hemde war er mir
kenntlich, er wehte so lange mit einem weißen Tuche, als ich ihn
durchs Fernrohr zu unterscheiden vermochte."
Nach acht Jahren (1825) kam Kotzebue auf seiner zweiten Rei-
se um die Welt **) wieder nach Otdia. Anfangs erregte die An-
kunft des Schiffes, da die Eingebornen nicht wußten, was für ein
Schiff es wäre, bei denselben große Furcht und Bestürzung, so daß
Weiber und Kinder ins Innere der Insel flohen und die Männer
die Kahne bestiegen, um ihre Habseligkeiten nach entferntern Inseln
zu flüchten. Doch da Kotzebue in Begleitung von 3 Personen in
einem kleinen Boote ans Land fuhr gerade auf Raricks Wohnung zu
und einigen fliehenden Eingebornen die Worte To tabu (wie sie bei
seinem ersten Aufenthalte seinen Namen geradbrecht hatten) und A i -
darah (ein Ausdruck, der sowohl Freund als gut bezeichnet) zuge-
rufen hatte, blieben sie regungslos stehen und schienen auf eine Wie-
derholung seines Zurufs zu warten, um sich zu überzeugen, daß sie
wirklich recht gehört hätten. Doch wir lassen Kotzebue selbst erzählen:
„Auf mein abermaliges Totabu Aidarah überließen sie sich den leb-
haftesten Ausbrüchen der Freude, schrien nach dem Lande zu: hei To-
tabu! Totabu, ließen ihren Kahn im Stich, schwammen ans Land
und wiederholten ihren Ausruf unaufhörlich. Die Bewohner von
Otdia hatten uns, hinter Gebüschen versteckt, beobachtet. Jetzt, da
der wohlbekannte Name auf ihrer Insel erscholl, sprangen sie hervor
und gaben durch fröhliche Geberden, Tanz und Gesang ihre Freude
zu erkennen. Ein großer Haufen drängte sich an den Landungsplatz.
Andere kamen, bis an die Hüften im Wasser gehend, auf uns zu
um uns zu bewillkommenrn. Ich ward nun allgemein erkannt und
*) Kotzebue, Entdeckungsreise in die Südsee und nach der Behrings-
straße in den I. 1815—1818. Weimar, 1821. 3 Bände.
) Kotzebue, neue Reise um die Welt, in den I. 1823 — 1826, 2bän-
de, Weimar, 1830.