1. Bd. 3
- S. 609
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Sandwich-Inseln.
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Er ging daher in einem Fahrzeuge mit Io Bewaffneten ans Land.
Ihm folgten zwei andere Fahrzeuge mit Seesoldaten und Matrosen.
Cook verfügte sich nach dem Haufe des Königs, der Taraiopu
(Terriobu) hieß, und fand den Greis, nichts Schlimmes ahnend,
in der Mitte seiner Weiber sitzend. Er empfing den Kapitän sehr
freundlich und zeigte sich bereit, mit demselben an Bord zu gehen;
stand auch sogleich auf, um dieses zu thun. Wahrend dessen hatten
sich an 4.00 Insulaner, zur Halste aus Häuptlingen bestehend, um
das Haus versammelt. Sie und besonders die Weiber hielten Taraio-
pu zurück und warnten ihn vor dem Besuche der Schiffe. Da faßte
Cook den König beim Arm und wollte ihn mit Gewalt wegführen,
wodurch das Volk äußerst empört wurde, und einer aus dem Volk
drohete dem Kapitän mit dem Dolch, worauf dieser ihn niederschoß
und mit seinen Leuten den Rückzug antrat. Desto kühner wurden
nun die Indianer, von denen einer den Kapitän mit einem Steine
warf, was dieser mit einer tödtlichen Kugel erwiederte. Zum Unglück
singen nun auch die Engländer in den Booten zu feuern an, und
es begann ein allgemeiner Kampf. Cook eilte mit seinen Leuten ver-
gebens an den Strand, um dem Feuern Einhalt zu thun; er hob
den Hut in die Höhe, um ein Zeichen zu geben, — in diesem Au-
genblicke stach ihn ein Häuptling mit einem von den Engländern
früher erhandelten Dolche von hinten nieder; er siel auf sein Ange-
sicht und starb auf der Stelle. Außer Cook kamen noch 4 Englän-
der um, die übrigen retteten sich auf die Boote, von denen aus man
fortfuhr zu feuern und eine große Niederlage unter den Insulanern
anrichtete. Diese brachten aber die Todten hinweg und entfernten
sich erst, nachdem man angefangen hatte, mit Kanonen auf sie zu
feuern. Der Leichnam des Cook war in den Händen der Insulaner
geblieben, die ihn tiefer ins Land brachten und zerstückten, indem sie
das Fleisch von den Knochen trennten und dasselbe verbrannten. Man
hat geglaubt, daß dieses Absondern des Fleisches von Cooks Gebeinen
eine Handlung der Barbarei und eine Art von Kannibalismus gewe-
sen sey; allein im Gegentheil war es vielmehr das größte Zeichen
von Ehrfurcht, welche sie dem Todten nach ihren Begriffen nur er-
weisen konnten. Ein Theil des Leichnams jedoch ward den Englän-
dern, die mit starker Mannschaft nach dem Tode ihres Kapitäns ge-
landet waren, und große Verwüstungen auf der Insel angerichtet hat-
ten, überliefert, in einen Sarg gelegt und mit den gewöhnlichen krie-
gerischen Ehrenbezeigungen in das Meer hinabgelassen ”').
) Der Missionär Ellis (in seiner Reise durch Hawaii. Hamburg,
1827) berichtet, daß ein Theil der Gebeine Cooks in einem dem Got-
te R o n o geweiheten Tempel, an der andern Seite der Insel, auf-
bewahrt und jährlich in Prozession nach verschiedenen andern Tem-
peln gebracht oder von den Priestern umhergetragen worden wäre,
Cannabich's Hülfsbuch. Iii. Rand. 39
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