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1. Bd. 3 - S. 612

1838 - Eisleben : Reichardt
612 Australien. Baumwollenstaude zu verleiten, die hier sehr gut gedeiht und eine ungemein schöne Baumwolle giebt, und den inländischen Flachs, der an Güte den Neuseeländischen übertrifft, zu vermehren und zu einem Handelsartikel zu machen. Überhaupt entging ihm nichts, was seinem Lande Vortheil bringen konnte, und er strebte mit aller Kraft, es den blühendsten Staaten, von denen er gehört hatte, gleich zu stellen. Je- des Schiff, das in seinen Hasen einlies, war eben so sicher vor Unge- rechtigkeiten und Beleidigungen, als in einem Europäischen. Owahu, die fruchtbarste und einzige Insel dieser Gruppe, die einen sichern Ha- fen hat, machte auch unter allen die größten Fortschritte in der Kul- tur. Ihr Hafen Honoruru füllte sich bald mit Schiffen aller Na- tionen und es siedelten sich mehrere Europäische und Amerikanische Kaufleute daselbst an; Buden entstanden mit allerlei Waaren gefüllt, viele Hauser wurden auf Europäische Act, zum Theil von Stein, zum Theil von Holz erbaut, so daß gegenwärtig diese Stadt das Ansehn einer Europäischen Kolonie darbietet. Durch die vielen Reisen, welche die Sandwich-Insulaner zum Theil auf Tameahmeahs Schiffen mach- ten, zum Theil auch auf fremden, auf welche sie sich als Matrosen verdungen, wurden die Sitten civilisirter Völker immer mehr einhei- misch bei ihnen. Die eisernen Werkzeuge, die ihnen die Europäer brachten, erleichterten ihnen viele ihrer Arbeiten, die Einführung der Feuergewehre veränderte die ganze vorige Art Krieg zu führen, und Europäische Kleidungsstücke verdrängten allmählig, wenigstens bei den Häuptlingen, die inländischen Zeuge aus Baumrinde. Doch schien ihnen eine ganz vollständige Kleidung ein überflüssiger Luxus. Selbst Tameahmeah ging gewöhnlich in einem Hemde, Beinkleidern und ei- ner rothen Weste ohne Rock, obgleich er mehrere reich gestickte Uni- formen hatte, die er aber nur bei feierlichen Gelegenheiten trug. Auch in der Englischen Sprache machten diese Insulaner Fortschritte und lernten in ihr sich verständlich machen. Nachdem Tameahmeah durch seine weisen Maßregeln seine Lands- leute der Barbarei entrissen und ihnen noch viele andere Wohlthaten erwiesen hatte, endete er im Mai 1819 seine ruhmvolle Laufbahn, zur höchsten Trauer der Eingebornen *) sowohl als der fremden An- *) Alle Häuptlinge und auch viele andere Insulaner haben zum Anden- ken an diesen König, sich seinen Namen und den Tag seines Todes auf ihre Arme eingestochen und sprechen seinen Namen mit einer Art religiöser Ehrfurcht aus. Zu Kotzebue, als er auf seiner zweiten Reise um die Welt, auf Owahu Nomahanna, eine der hinter- lassenen Gemahlinnen Tameahmeahs besuchte, sprach diese einstens: „Wir werden nie wieder einen solchen König haben." Dabei weinte sie, entblößte ihren Arm und zeigte ihn Kotzebue. Es waren auf den- selben mit lateinischen Buchstaben in der Sandwichsprache die Worte tatowirt: „Unser guter König Tameahmeah ist am 8. Mai 1819 gestorben." Alle Insulaner schlugen sich an seinem Todestage, zu Zeichen ihres Schmerzes, einen Vorderzahn aus.
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