1. Bd. 3
- S. 615
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Sandwich-Inseln.
615
diese Inseln besuchten, namentlich Kotzebue, Beechey, Downes rc. sind
gegen sie ausgetreten, und beschuldigen sie eines falsch eingeschlagenen
Verfahrens bei der geistigen Bildung der Insulaner, eines übertriebe-
nen Eifers in Sachen der Religion, einer aszetischen Strenge, wodurch
sie die Menschen ihrer unschuldigsten Vergnügungen beraubten und
ihren Unterhalt erschwerten, .einer Unduldsamkeit, sogar des Eigennu-
tzes und der Herrschsucht. Das alte Heidenthum sey zwar abgeschafft,
aber das Christenthum noch lange nicht in die Gemüther eingedrungen
und ins Leben übergegangen. Doch auch Vertheidiger der so hart
beschuldigten Missionare sind aufgetreten, die. sie von diesen Vorwür-
fen freisprechen und sie als Männer schildern, die mit allen Kräften
sich der wahrhaften Bekehrung und sittlichen Verbesserung der Insu-
laner widmen und für diesen edlen Zweck die größten Opfer bringen.
Und in der That, wenn man auch nicht jede Maßregel der Missio-
nare aus den Sandwichinfeln vertheidigen kann, so muß man doch im
Ganzen ihre Verdienste anerkennen und ehren, die sie sich durch die
Verbreitung des Christenthums unter diesen Insulanern und ihre
Fortschritte in der Gesittung und Civilisation erworben haben und auf
solche Weise große Wohlthäter derselben geworden sind. Dabei darf
man nicht vergessen, daß die meisten der gegen sie vorgebrachten Be-
schuldigungen ihren Grund darin haben, daß die Reisenden den Be-
richten derer zu viel trauten, die durch die Missionare in ihren Schlech-
tigkeiten beschrankt wurden, denn ein Theil der fremden Ansiedler
auf diesen Inseln sind liederliche, verdorbene Menschen, welche die
Eingebornen zur Unmaßigkeit, Liederlichkeit und zu Lastern aller Art
ermuntern, und wenn sie jetzt durch die Bestrebungen und Maßre-
geln der Missionare, vorzüglich an der Ausübung desjenigen Lasters
verhindert werden, welches bei der Ankunft der Missionare auf scham-
lose Weise in höchstem Grade getrieben wurde, in den Missionaren
ihre Feinde sehen und demnach jedes Nachtheilige wider sie ersinnen.
Von der Unduldsamkeit scheinen aber die Missionare nicht ganz frei-
zusprechen zu seyn. Wenigstens haben sie ein Beispiel davon gege-
den, indem sie katholische Missionare, die 1827 hierher kamen und
auf Owahu mit einigem Erfolg den Römisch katholischen Kultus un-
ter den Eingebornen zu verbreiten ansingen, als Götzenanbeter und
als Leute, die Christus nicht verehrten, noch den wahren Gott aner-
kennten, bei den Eingebornen verschrien und es dahin brachten, daß
sie gewaltsam vertrieben, und ihre Anhänger unter den Eingebornen
zu harter Arbeit verurtheilt wurden, bis sie ihren katholischen Glauben
abschworen. Auch hat der König 1837 eine Verordnung erlassen,
duwh welche die katholische Konfession auf diesen Inseln geachtet wird
und kein katholischer Missionar zugelassen werden soll. Wenn ein
Schiffskapitan einen solchen an das Land setzt, sollen sein Schiff und
Ladung konsiszirt werden und derselbe außerdem noch 10,000 Dollars
Strafe bezahlen. Übrigens hat der König 1834 sich für majorenn