1869 -
Calw [u.a.]
: Verl. der Vereinsbuchh. [u.a.]
- Autor: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Staat und Kirche.
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rechtlos neben den muhammedanischen Staatsbürgern,
4 Mill. (Osmanen sind es etwa 1 Mill.)
Der letztverstorbene Sultan erließ zwar im I. 1839,
auf das standhafte Andringen des englischen Gesandten
sammt den übrigen Großmächten, im Scherif (Ka-
biiietsreskript) von Gülhane, und wieder 1856 im
Hat-Humajun, Dekrete, welche die Rechtsgleichheit der
Rajah und Religionsfreiheit in der Türkei einführen soll-
ten. Und namentlich wurde der Protestantismus als
eine im ganzen türkischen Reiche zu Recht bestehende Re-
ligion anerkannt (1846), und demselben in Constantinopel
ein Vorstand für den Verkehr mit der Regierung gegeben.
Allein auch der Sultan dringt damit nicht durch. Noch
wogt der Kampf zwischen der alten Partei, die den
Christen Gleichheit verweigert, und der Neuzeit, die auch
hier Anerkennung der Menschenrechte fordert. Die Haupt-
macht haben in Constantinopel die Ulemas in Händen,
und in den Provinzen kümmern sich die Paschas bis jetzt
noch wenig um alle Fcrmane (Regiernngsbefehle). —
Mit der Pforte dürfen die Rajabs nur durch ihre geist-
lichen Oberhäupter verkehren, die in Constantinopel resi-
diren (Patriarchen; Erzbischöfe; Großrabbiner), und vom
Sultan ihre Investitur für große Summen empfangen.
Ohne einen neuen Anlauf zu religiöser Verinnerlichung
ist weder von den Türken, noch von den Christen des
Landes viel zu hoffen. Am meisten Regsamkeit in dieser
Beziehung findet man bei den Armeniern, sowohl den
unirten (kath), als den monophysitischen, und neuerlich
den von ihnen ausgestoßenen Protestanten. Es sind ihrer
nur 400,060 (in C. allein 200,000), sie arbeiten aber
viel im Schulwesen, durch Journale, Kirchenrefor-
men rc. 2c. Die Altarmenier haben sich Mai 60 selbst
eine Verfassung gegeben, die ihren bis dahin unbeschränk-
ten Patriarchen eine Generalversammlung von 180 Nota-
beln und 220 gewählten Gliedern an die Seite stellt. Zur
griechischen Kirche bekennen sich über 10 Mill., ihre Geist-
lichen wehren sich am meisten gegen jede Neuerung. Die
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