1869 -
Calw [u.a.]
: Verl. der Vereinsbuchh. [u.a.]
- Autor: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Rußland.
bau treiben. Ihr Chan refidirt in Krasnojarsk an der
unteren Wolga. — Die Regierung thut viel für ihre
Kultur, bildet Dolmetscher und Beamte für sie, und sucht
dem Drucke ihrer Priesterschaft Einhalt zu thun.
Die untere Wolga hat mit ihren reichen Viehwaiden
und ergiebigem Boden längst sowohl Nomaden als An-
siedler angelockt, und weist daher ein stets wechselndes
Völkergemisch auf. Im Zarthum Kasan finden sich unter
einer Bevölkerung von ungefähr 7 Mill. etwa 5 Mill.
Groß-und Kleinruffen, dann 815,000 Finnen, 615,000 Ta-
taren, 12,000 Mongolen, und unter diesen Asiaten un-
gefähr 520,000 Muhammedaner und über 284,Ooo Götzen-
diener, meist Lamaverehrer, neben den europäischen Glau-
bensweisen. Dazu kommen im Zarthum A str a ch a n noch
Bucharen, Perser, Hindu's rc.
Katharina Ii. hat unter diese noch halbwilden Völker so-
gar deutsche Kolo nie en verpflanzt (f. 1763), wohl 110
an Zahl mit 170,000 Süddeutschen (um Saratow, § 466),
die bald die Strömung der russischen Einwanderung nach
sich zogen. Auch eine Brüdergemeinde in Sarepta wurde
1797 privilegirt, nur ist ihnen das Missioniren untersagt.
§ 473. Die Wolga (Rha der Mordwinen, Atyl der
Tataren) ist ein merkwürdiger Fluß. Ist der Dnjepr
historisch wichtiger, so beansprucht sie dagegen der größte
Strom Europa's zu sein (454 M. l.; die Donau 38ó, der
Rhein 150); entspringend beim Dorf Wolgo in einer
Sumpfebene, fast an den Westgrenzeu R.'s, nimmt
sie alle die vielen Flüsse seiner ganzen Mitte (außer
Don und Dnjepr), mehr als 100, in sich auf, worunter
zwei, die Oka (182 M. l.) und die Kama (170 M. l.),
größer als — außer der Donau — alle Hauptströme deö
Abendlandes. So durchströmt sie ganz R. von W. bis
O., ändert fünfmal die Richtung ihres Laufs, um alle
diese Gewässer in ein asiatisches Steppenmeer ohne Ab-
fluß zu führen, während sie mit einer S.w.-Wendung
von nur 10 M. bei Sarepta die Stromrinne des Don
erreicht hätte, und in das Asowssche Meer abgeflossen wäre,