1869 -
Calw [u.a.]
: Verl. der Vereinsbuchh. [u.a.]
- Autor: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Algerien.
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dachen durchrauscht, und um die neuen Dörfer prangen
Garten von mächtigen Feigen-, Aprikosen-, Mandel-,
Pfirsich-, Orange-, Granatäpfelbäumen, Weinreben, Mais,
Gemüsen aller Art, von Cactus eingehägt und von Pal-
men überragt, die doch erst im S. Fruchte reifen.
§ 553. Die Hauptbevölkerung Algeriens bilden zwei
Völkerstämme, die Kabylen und die Araber. Ein Dritt-
theil des Landes, des. das Gebirge, haben die Kabylen
inne, die Araber wohnen auf den Hochebenen und in
den Steppen. — Die Kabylen (von kebila, Föderirte)
sind tapfere, freie Volksstämme, rüstig und gewandt in
Feld und Hof, aber stolz, wild und mißtrauisch; sie nennen
sich Amasirgh, d. i. die Freien, Edeln, und bleiben bis
zum 60. Jahr Kriegsmänuer, ja wenn der Herd ange-
griffen wird, kämpfen auch die Weiber. Sie sind in
viele Stämme zerspalten, und diese in Parteien (soff)
zertheilt. Von einem ihrer Stämme kamen die ersten
Zuaven des französischen Kriegsheeres (1830), seither durch
europäische Freiwillige ersetzt, nur unter den„Turkos" finden
sich jetzt arabische und kabylische Soldaten. Körperlich sind sie
sehr verschieden, es gibt sogar ganz hellblonde Stämme mit
blauen Augen, rothen Wangen und hellbraunen Haaren
in den innern Gebirgen (Vandalen?); immer aber hat
ihre Gesichtsform nicht das Oval des Arabers, noch dessen
hohen Nacken. Der Kabyle kleidet sich nur mit einem
Wollhemde, der Burnus ist selten, Kopf und Füße un-
bedeckt, höchstens Gamaschen. Dagegen wohnt er in
Steinhütten mit Stroh bedacht, die kl. Dörfer, Dasch-
khra, bilden, wie eine Anzahl von diesen den Stamm,
und etliche Stamme den Bund, kebila. Die Kabylen
treiben hauptsächlich Gartenbau und Obstzucht (d. h. Fei-
gen und Oliven), und sind arbeitsam für Südländer, auch
sehr gcwerbsam, in Holz und Wolle, verarbeiten das
Eisen zu trefflichen Ackergeräthen und Waffen, gewinnen
auch Blei, haben Wassermühlen und Oelpressen. Sie
sind nicht so strenggläubig, wie die Araber, weniger aber-
gläubisch, ehrlicher und einfacher. Sie spielen gern auf