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1. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 31

1858 - Leipzig : Spamer
Gänsezucht. 31 als Kleidung, ein breitkrämpiger Hut schützt sein Gesicht gegen die Sonnen- strahlen, in den weiten Schäften seiner großen Stiefeln bewahrt er seine Pfeife auf, wenn er ein wenig das Rauchen aussetzt. Genau vermag er nach dem Brand seiner irdenen Pfeife die Zeit zu bestimmen, da er weiß, wie lange sie brennen kann; mit Peitsche und Stock regiert er seine schnellfüßige Herde, fängt mit der Schlinge jedes beliebige Stück aus derselben, indem er ihm die im Wasser ge- tränkte Roßhaarschlinge um den Hals wirft und mit Einem Ruck das erschreckte Thier niederreißt. Jetzt stellt sich der verwegene Roßhirt mit gespreizten Füßen über das zappelnde Thier, lockert die Schlinge, das Pferd springt im Nu auf, fühlt den ungewohnten Reiter auf dem Rücken, jagt wie wahnsinnig ins Weite, bis ihm der Athem ausgeht, und es sich dem Reiter willenlos ergiebt. Ja, Ver- wegene beschleichen ein Pferd, klammern sich an dessen Hals und halten es so lange, bis ihm eine Halfter angelegt ist. Als Husar wird der Roßhirt der wil- deste Reiter, der tollkühn sich auf den Feind stürzt, ihn niederreitet, in Quarres sprengt und für's Vaterland gern den Heldentod stirbt. Auf den verwegenen Roßhirten lassen wir zum Schluß den friedlichen Gänse- treiber folgen, eine unentbehrliche Person in jedem Dorfe, denn außer Truthüh- nern und Enten besitzt jeder Bauerhof seine schnatternde Gänseherde. Nach derzahl der Gänse beurtheilt man die wirthschaftliche Thätigkeit der Hausfrau, welche aus dem Erlös der verkauften Gänse und Federn gewisse Ausgaben bestreiten muß. Es verkauft Ungarn aber auch jährlich gegen 15000 Centner Bettfedern. Die Thcißgegend, die Moräste bei Peterwardein und die Insel Schütt wimmeln von Gänsen, welche der Gänsehüter (oder die Hüterin) alle Morgen auf die Weide und im Herbst auf die Stoppel treibt, worauf er gegen Abend die lärmende Herde, die in eine dichte-Staubwolke gehüllt zu sein pflegt, wieder ins Dorf zurückbringt, wenn sie es nicht vorgezogen hat, ihm mit Hülfe der Flügel unter weithinschal- lendem Geschrei vorauszueilen, um sich im Bache zu laben. Manche Bauerfrauen lassen ihre Gänse zwei Mal brüten, um.z-n Weihnachten junge Gänse verkaufen zu können. Die Bauern in Visznek, Twfä-Abod und Tisza-Szalok treiben einen groß- artigen Gänsehandel, indem sie in den Theißgegenden-Gänse aufkaufen, heim- treiben und dort zwei Tage rasten lassen, worauf sie ihnen eine oder zwei Schwung- federn ausraufen. Sie bringen täglich oft 400 — 500 Gänse nach Pest, legen aber in 5 Tagen meist nur 1 5 Meilen mit ihren watschelnden Zweifüßlern zurück. Das Zusammenhalten macht ihnen freilich viel Plage und erfordert des Nachts stete Bewachung, doch verdienen sie auch an jeder Gans einen Gulden und geben in jedem Wirthshaus unterwegs statt Zehrgeld eine Gans. In wohlgeordnetem Zuge marschiren die Gänseherden über das Rakoser Feld nach Pest. Voran geht ein Mädchen mit einem kleinen Haufen, ihm folgt ernsten Gesichts und bedächtigen Schritts der Gänsehändler mit dem Hauptzuge, den noch einige alte Weiber begleiten. Unter unaufhörlichem Geschnatter bewegt sich der Zug lang- sam vorwärts, pflückt hier und da noch ein grünes Hälmchen ab, hascht nach abgefallenem Obste und säuft an jeder Pfütze mit Wohlbehagen, bis er an Ort
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