1858 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: ,
- Hrsg.: Wenzig, Josef, Vogel, Carl, Körner, Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Persönlichkeit des Magyaren.
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etwa in einem Ungarndorfe sich niederließen, wohnen etwas abseits in Lehm-
hütten , vor welchen sich ein Gärtchen mit Pflaumen- oder Birnbäumen und
Tabakbeete befinden, die Zigeuner dagegen kriechen vor dem Dorfe in strohgedeckte
Erdlocher. Ein ausgesteckter Tannenbüschel oder zusammengebnndne Hobelspäne
bezeichnen das Wirthshaus, dessen Einrichtung in einigen hölzernen Bänken
und Tischen besteht, während ein Heiligenbild oder das Portrait eines Kaisers
an den rauchgeschwärzten Wänden hängt, ein aus getretenem Lehm gemachter
Estrich den Fußboden bildet, und im Wirthshaus selbst nur das verzehrt werden
kann, was man sich mitbringt. Hier sammelt sich die tanzlustige Jugend zum
Tanz nach der Zigeunergeige, oder ein Blinder singt ein Volkslied zur serbischen
Gusla. Hier sitzt aber auch der Bauer gern bei einem Glas Wein, um sich mit
einem Nachbar zu unterhalten.
Den Magyaren charakterisirt Andre mit folgenden Worren: Schlanke, große
Gestalt, schöne Körperhaltung, Behendigkeit, Leichtigkeit, Anmuth der Bewegung
sind den Magyaren eigen, welche noch durch eine malerische Nationaltracht erhöht
wird. Rascher, feuriger Sinn bis zur Heftigkeit, edler Nationalstolz, Geradheit,
Gastfreundschaft und Großmnth sind Nationalcharakterzüge. Mit Ernst und
Biederkeit hält er fest an dem, was er für gut und wahr hält, dabei zeigt er eine
große Bildsamkeit, welche sich mit todesmuthiger Freiheitsliebe und dahin geben-
der Freundschaft paart. Den Ackerbau, die Viehzucht und den Waffendienst liebt
er von ganzer Seele, dagegen überläßt er Gewerbe und Handel gern den Deut-
schen und Slovaken; denn er ist ein dichterisch gestimmter Mensch.
Der Magyar gehört nach seiner Sprache und Gesichtsbildung dem finnisch-
tatarischen Stamme an und ist als tapferer Krieger in ganz Europa wohl be-
kannt. Die Haltung seines Körpers ist edel, Kraft und Gewandtheit sprechen
ans seinen Bewegungen, edler Stolz, Muth und Entschlossenheit aus feinen
schwarzen Augen, die mit dem innern Winkel etwas nach innen stehen, Cha-
rakter aus den scharf geschnittenen Zügen seines ovalen Gesichts, aus der Adler-
wölbung seiner Nase, deren Wurzel tief unter der Stirn seines länglichen Kopses
sitzt. Ein schwarzer Schnurrbart bedeckt den fein gespaltenen Mund, das schwarze
Haupthaar wird kurz verschnitten oder glatt hinter das Ohr gestrichen und lang
getragen, Wange und ovales Kinn bleiben dagegen geschoren. Die Tracht der
Ungarn ist im Einzelnen sehr verschieden, denn nicht nur ist das Wochenkleid
anders als der Feststaat, sondern fast jedes Dorf hat in der Kleidung seine Eigen-
thümlichkeit. Im Allgemeinen tragen aber alle Ungarn das kurze Hemd mit den
weiten Aermeln, die weite leinene Hose (gagya), die unten ausgefranst, oben durch
ein Tuch oder einen Riemen festgehalten wird, welchen der Ungar sehr fest
schnürt, so daß die Brust mehr hervortritt und der Körper eine schlanke Gestalt
erhält. Von den Schultern hängt der Mantel aus Schaffell, der im Sommer
und bei Regenwetter mit der Wolle nach außen, im Winter nach innen gekehrt
getragen wird. Außerdem ist auch wol ein breiter Saum um den Tuchübcr-
zug geschlagen, so daß man mit dem heruntergeschlagenen Saum sich die Füße
bedecken kann. Denn der Pelz dient als Mantel, als Bett, Regen- und Sonnen-
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