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1. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 35

1858 - Leipzig : Spamer
Persönlichkeit des Magyaren. 35 etwa in einem Ungarndorfe sich niederließen, wohnen etwas abseits in Lehm- hütten , vor welchen sich ein Gärtchen mit Pflaumen- oder Birnbäumen und Tabakbeete befinden, die Zigeuner dagegen kriechen vor dem Dorfe in strohgedeckte Erdlocher. Ein ausgesteckter Tannenbüschel oder zusammengebnndne Hobelspäne bezeichnen das Wirthshaus, dessen Einrichtung in einigen hölzernen Bänken und Tischen besteht, während ein Heiligenbild oder das Portrait eines Kaisers an den rauchgeschwärzten Wänden hängt, ein aus getretenem Lehm gemachter Estrich den Fußboden bildet, und im Wirthshaus selbst nur das verzehrt werden kann, was man sich mitbringt. Hier sammelt sich die tanzlustige Jugend zum Tanz nach der Zigeunergeige, oder ein Blinder singt ein Volkslied zur serbischen Gusla. Hier sitzt aber auch der Bauer gern bei einem Glas Wein, um sich mit einem Nachbar zu unterhalten. Den Magyaren charakterisirt Andre mit folgenden Worren: Schlanke, große Gestalt, schöne Körperhaltung, Behendigkeit, Leichtigkeit, Anmuth der Bewegung sind den Magyaren eigen, welche noch durch eine malerische Nationaltracht erhöht wird. Rascher, feuriger Sinn bis zur Heftigkeit, edler Nationalstolz, Geradheit, Gastfreundschaft und Großmnth sind Nationalcharakterzüge. Mit Ernst und Biederkeit hält er fest an dem, was er für gut und wahr hält, dabei zeigt er eine große Bildsamkeit, welche sich mit todesmuthiger Freiheitsliebe und dahin geben- der Freundschaft paart. Den Ackerbau, die Viehzucht und den Waffendienst liebt er von ganzer Seele, dagegen überläßt er Gewerbe und Handel gern den Deut- schen und Slovaken; denn er ist ein dichterisch gestimmter Mensch. Der Magyar gehört nach seiner Sprache und Gesichtsbildung dem finnisch- tatarischen Stamme an und ist als tapferer Krieger in ganz Europa wohl be- kannt. Die Haltung seines Körpers ist edel, Kraft und Gewandtheit sprechen ans seinen Bewegungen, edler Stolz, Muth und Entschlossenheit aus feinen schwarzen Augen, die mit dem innern Winkel etwas nach innen stehen, Cha- rakter aus den scharf geschnittenen Zügen seines ovalen Gesichts, aus der Adler- wölbung seiner Nase, deren Wurzel tief unter der Stirn seines länglichen Kopses sitzt. Ein schwarzer Schnurrbart bedeckt den fein gespaltenen Mund, das schwarze Haupthaar wird kurz verschnitten oder glatt hinter das Ohr gestrichen und lang getragen, Wange und ovales Kinn bleiben dagegen geschoren. Die Tracht der Ungarn ist im Einzelnen sehr verschieden, denn nicht nur ist das Wochenkleid anders als der Feststaat, sondern fast jedes Dorf hat in der Kleidung seine Eigen- thümlichkeit. Im Allgemeinen tragen aber alle Ungarn das kurze Hemd mit den weiten Aermeln, die weite leinene Hose (gagya), die unten ausgefranst, oben durch ein Tuch oder einen Riemen festgehalten wird, welchen der Ungar sehr fest schnürt, so daß die Brust mehr hervortritt und der Körper eine schlanke Gestalt erhält. Von den Schultern hängt der Mantel aus Schaffell, der im Sommer und bei Regenwetter mit der Wolle nach außen, im Winter nach innen gekehrt getragen wird. Außerdem ist auch wol ein breiter Saum um den Tuchübcr- zug geschlagen, so daß man mit dem heruntergeschlagenen Saum sich die Füße bedecken kann. Denn der Pelz dient als Mantel, als Bett, Regen- und Sonnen- 3 *
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