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1. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 52

1858 - Leipzig : Spamer
52 Naturleben an der Theiß. tenjägers; desto lauter aber ist's am Morgen und Abend im Schilf. Tausend- stimmig quaken Frösche beim Sinken des heißen Sommertages bis hinein in die kühle Nacht, dazu lärmen zahllose Schwärme von Staaren, schreien und zwitschern Sperlinge, kreischen Regenpfeifer, klagen Kibitze, lassen Rohrdommeln ihren hohlen Klageton hören, schießen Rudel von Enten aus dem Schilfdickicht behend hervor, steht der graue Reiher lauernd am sumpfigen Ufer, fischen klappernde Pelikane, schießen Schwalben über die trübe Wasserfläche und die säuselnden Schilfhäupter, um unter tanzenden Mückenschwärmen eine Verheerung anzurichten, blöcken drü- den in der Ferne von der Weide herüber Heerden langgestreckter Rinder oder gal- lopiren im Uebermuth lange Züge unbändiger Füllen mit hochgehobenem Schweife die Wiese entlang. Ein großes buntes Naturleben entfaltet sich an den Ufern der Theiß, welches aber eine ganz andere Färbung,erhält, wenn der Mond sein geisterhaftes Silberlicht über Schilf und Strom gießt, wenn weiße Nebel aufsteigen, wie ein Schleier um die grünen Rohrwaldungen sich legen, dann plötzlich hier und da zerreißen, und so daß der Silberschein des Mondes auf die dunkeln Futhen fällt,. Noch malerischer wird die Scene, wenn von Ferne lodernde Hirtenfeuer leuchten, wenn das Schilf flüstert und rauscht, der Strom glitzert und flimmert, halb verwehtes Hundebellen und verlorne Menschenstimmen von den Pußten herüber klingen, wenn ein Nachen leise über den Fluß gleitet und eine lange Spur silbern schillernden Wassers zurückläßt, wenn ein aufgescheuchter Vogel im Ried aufschreit, die Eule schaucrlich-kreischend durch die stille Luft zieht und Fische plätschernd emporschnellen. Lange könnte man sitzen, träumen und Lieder dichten an dem malerischen Ungarnflusse, könnte dem Haschen und Jagen der Hechte und Karpfen zuschauen, der Flucht der behenden Schleien, der Stirlen und Hausen, den Bewegungen der ungestümen Störe, der unbeholfenen Krebse, den muntern Dills und wie die Wasserbewohner alle heißen, welche durch einander schwimmen, hier lauschen, dort flüchten, hier mit einander spielen, dort in lautlosem Kampfe um Leben und Tod mit einander streiten. Neben diesem stummen Treiben der Fische lärmt und schreit es am Tage aus tausend Vogelkchlen und der Sonnenstrahl bildet, wenn er durch die wankenden Schilfhalme dringt, tausend glänzende Lichteffecle; Hell und Dunkel ringen mit einander, die Wellen schaukeln auf und ab, und helle Lichtfunken beleuchten bald ein geducktes Wasserhuhn, bald eine blühende Rohr- kolbe, bald ein schwimmendes Nest, bald die Leiche eines Wasscrvogels. Drüben aber am Strande glänzen wie geschmolzenes Gold die Fenster eines einsamen Kirch- leins oder schimmern die niedrigen weißen Häuser mit ihren grünen Jalousien unter Akazienbäumen zwischen freien Stellen des Uferschilfes herüber, während auf dem meilenbreiten Ried Störche klappern und Falken jagen oder Reiher heiser krächzend aus dem wogenden Schilfe in Spirallinien emporsteigen. Theißwasser zieht der Ungar jedem andern vor, Theißschilf deckt seine Hütte, Theißfische sind seine Lieblingsspeise, Geflügel der Riede sind die Jagdbeute, welche er in stillen Nächten auf sicherem Kahne beschleicht, an der Theiß genießt er die Farbenpracht des Sonnenauf- und Unterganges. Da umfließt goldner
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