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1. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 58

1858 - Leipzig : Spamer
58 Walachische Dörfer. Stiel. Eine dicke Saite aus schwarzen Pferdehaaren wird über dies Griffbrett und die Trommel gespannt, und mit einem Pferdehaarbogen von halbzirkelrun- der Gestalt gestrichen. Um den Klang zu verstärken, befestigt man lose kleine eiserne Ringe an dem Bogen, die bei lebhafter Bewegung klirren. Die Bulgaren beschäftigen sich mit der Viehzucht, weshalb es in ihren Dör- fern von Gänsen und Enten wimmelt, auf ihren Weiden große Herden von Ochsen, Schafen, Schweinen, seltener Pferden weiden, worauf von Zeit zu Zeit Viehhändler mit einer grunzenden oder brüllenden Herde ausziehen, um sie nach einem Viehmarkt zum Verkaufe zu treiben. Ganz anders pflegt ein walachisches Dorf beschaffen zu sein, welches, wie die meisten Dörfer im Banat, nach einem vorgeschriebenen Plane angelegt ist, weil der Gutsherr, welcher die Kolonie in's Land führte, den Bauern auch den Bauplan des Dorfes vorschrieb. Einige Dörfer sind zirkelrund mit der Kirche in der Mitte auf einem freien Platze, andere bestehen aus zwei parallelen Häuser- reihen , die meisten jedoch bilden ein längliches Viereck mit der Kirche auf dem freien Platze in der Mitte, wogegen die kleinen Häuser und Gehöfte in gleicher Entfernung von einander liegen und sehr breite Straßen das Dorf durchkreuzen, so daß ein Dorf oft %—1 Stunde lang ist. Gänse, Truthühner, Schweine und Ochsen treiben sich auf den Straßen umher. Hin und wieder erscheint eine Walachin. Ein wallendes weißes Oberhemd mit den blauen eingestickten Blumen an den Aermeln und der bunten Schürze, deren unteres Ende ausgefasert und mit Gw>- fäden durchzogen ist, die dunkeln Gluthaugen, die grell roth und weiß gefärbten Wangen, die frischen Blumen im Haar, welches in Haarflechten schief um den Kopf gewunden und von dicken silbernen Nadeln und Knöpfen zusammen gehal- ten wird, verleihen ihr leichte Anmuth. Nie sieht man eine Walachin müßig, beim Gehen und Stehen zupft sie weiße Wolle und dreht fleißig die Spindel. So armselig die aus Lehm aufgebauten und mit Schilf gedeckten Hütten aussehen, so lieblich sind die Kirchen mit Heiligenbildern und mit den hellen Far- den blau, weiß und golden ausgeschmückt. Neben dem Wohnhause liegt die luf- tige Scheune (leukururleorg) deren vier Pfähle ein Dach tragen. Sie mißt 5— 6 Fuß in die Breite, 30—200 Fuß in die Länge und wird von Flechtwerk ein- geschlossen, damit Luft und Wäriue Zugang haben und den Mais tüchtig aus- trocknen. Denn sobald der Mais geerntet ist, trocknet man die Kolben den Win- ter über aus, damit sie im Frühjahr können ausgestampft werden. Nicht minder- vorsichtig sind die walachischen Viehtreiber, deren wildes Aussehen und Bewaff- nung mkk Pistolen und Jatagan erschrecken könnte. Das Leitthier trägt eine Glocke; will die Heerde dennoch nicht vorwärts, so pfeift, singt, trillert, erzählt und ermahnt der Treiber dieselbe unermüdlich so lange, bis er sie an Ort und Stelle gebracht hat. Neben der Viehzucht und dem Maisbau besorgt der Walache gern noch seinen Weingarten, der sich oft im flachen Felde befindet. Da giebt es Jubel und Luft, wenn die Zeit der Weinlese kommt, die kleinen Ochsenwagen mit Fässern beladen zum Weinberg gehen, wo die Trauben entweder mit den Füßen sofort
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