1864 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Anziehung des Mondes und der Sonne bewirkt, damals um so
regelmäßiger eintreten mußten, als sie in ihren Fortschritten noch
durch keine großen Festländer unterbrochen wurden.
Nach und nach setzte dies Meer sowohl die Theile seines schief-
rigen Grundes, die es abspülte, als die erdigen Stoffe, die es auf-
gelöst enthielt, Thon, Quarzsand und Glimmer, schichtenweise ab.
Unter Mitwirkung der Hitze des Bodens wurden diese Stoffe in
ein festes Gestein, die sogenannte Grauwacke oder Grauwackenschiefer
verwandelt. Unterdessen ging aber die Erkaltung der Atmosphäre
ohne Unterbrechung von statten. Der Regen hörte nicht auf, der
Ocean nahm an Tiefe zu und, geläutert von den Stoffen, die sie
an ihn abgab, fing die Luft an sich etwas aufzuklären. Nicht mit
einem Schlage, sondern nach imb nach, mit einer Allmäligkeit, welche
Jahrtausende verbraucht baben muß, ward es Licht über den finstern
Tiefen, und über dein Ocean schimmerte zum ersten Mal eine
dämmernde, matte Helligkeit, dem jetzigen Grauen des Morgens
vergleichbar. Die Hitze des Wassers sank nach und nach bis unter
den Siedepunkt, und da die Atmosphäre kleiner, dünner, also leich-
ter, wie man sich auszudrücken Pflegt, der Luftdruck geriuger ge-
worden war, konnte es (das Wasser) einen Theil seiner Kohlensäure
an die Atmosphäre abgeben.
3. Bildung der Erdoberfläche.*
Wenn Ulan aus ei-nmal das Meer ablassen könnte, lvürde es auf
seinem Grunde nicht viel anders aussehen, als auf vielen Stellen
auf unserer Erdoberfläche. Wir würden da große, lange Sand-
flächen und Berge von Kalk und Gvps sehen, die sich aus deul
Meerwasser gebildet haben, alle untermischt mit häufigen Muscheln
und andern Seethierüberresten. Denll wenn man unsere meisten
Berge ansieht, bemerkt man gar leicht, daß sie in einem großen
Meere gebildet sind. Deiln viele voll ihnen sind ganz erfüllt von
Muschel- und Seethierüberresten, und auf manchen Bergen von
Neubolland, die sehr hoch sind und jetzt viele Meilen weit vom
Meere landeinwärts liegen, sieht man noch jetzt Corallenbäumchell
aufrecht stehen, und der gallze Boden sieht so aus, als wenn er
plötzlich wäre volll Meere ^erfassen worden, von dem er einmal
Jahrhunderte lang bedeckt gewesen lvar. Aber man braucht nicht
so weit zu reisen, um etwas Aehnliches zu sehen. Auch in und
auf unsern Kalkbergen ffndet inan Corallenarten und Muscheln, die
nur im Meere gelebt haben und gelvachsen sein können. Man sieht
es nlanchen von unsern Sandgegenden an, daß da einmal lange
Zeit hindurch Wasser dariiber gefluthet haben muß; und das Salz,
* Von ®. H. Schubert.