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1. Theil 1 - S. 72

1864 - Langensalza : Greßler
72 Beispiel, wo zwei große Brände im Zeitraum weniger Jahre zwei Dritttheile der Stadt in Schutthaufen verwandelten, wofür Alle büßen mußten, weil der Schadenersatz aus gemeiner Landesfeuerkasse kommt. Holz ist aber billiger als Steinbau, darum hat es bis jetzt beit Vorzug behalten, und erst ganz neuerlich ist für Christiania das Gesetz erlassen, innerhalb der Stadt nur Stein anzuwenden. - Ein ziem- lich unscheinbares Gebäude mitten in der Stadt ist das Storthing- haus. Hier erscheint alle drei Jahre in 70 bis 100 Abgeordneten der Storthing oder die gesetzgebende Versammlung, welche zu ztvei Dritttheilen aus Landleuten gewählt wird. Alle die stolzen Städte, wie Christiania, Bergen, Drontheim, Christiansand, Dranimen, Frederikshald, Stavanger, welche die Bildung des Landes in sich vereinigen, machen nur ein Drittel des Storthings aus. Der König hat zu bestätigen, was der Storthing beschließt; aber es bedarf auch der königlichen Bestätigung nicht, wenn der Beschluß des Storthing drei Mal gefaßt wird. Aus diese Weise hat Norwegen die freieste Verfassung von der Welt und bildet eigentlich einen freien Bauern- staat. Anfangs ließ sich der Bauer vielfach durch Beamte, nament- lich durch Geistliche, auf dem Storthing vertreten; jetzt hat diese Vormundschaft meistentheils aufgehört, da des Volkes dunkele Masse mehr und mehr von den wohlthätigen Strahlen einer fortschreitenden Bildung erleuchtet und durchdrungen wird. Der eigentliche Brenn- punkt dieser Bildung und Aufklärung ist die Land es Universität zu Christiania. Kein Volk hat wohl je mit solcher Theilnahme und solchem edeln, gemeinsanren Eifer für die Errichtung einer Hochschule gewirkt, als die Norweger. Das Land seufzte ünter dem Druck des Krieges, aller Handel stockte, Hungersnoth bedrängte die Einwohner; trotz dessen wurden zu diesem schönen Zwecke durch freiwillige Unter- schriften nicht weniger als 769,611 Reichsbankthaler, außer 3960 Species (zu 11/2 Thaler preußisch), zusammengebracht, an jährlich fortzusetzenden Beiträgen aber 13,352 Thaler und nahe an tausend Tonnen Getreide. So wurde die Hochschule im Jahre 1811 be- gründet. Die Professoren sind gut besoldet und halten ihre Vor- lesungen ohne noch ein besonderes Honorar von Seiten der Studenten zu empfangen. Die Zahl der Studenten beträgt etwa 600. Auch hier, wie in Schweden, bringt der Sommer wegen der weiten Reisen, welche die Studenten zu machen haben, eine lange Ferienzeit von 4 bis 5 Monaten mit sich. Die Bibliothek der Universität zählt jetzt schon 150,000 Bände, deren Vermehrung kräftig vom Lande unterstützt wird. Es ist gewiß ein ehrenvolles Zeugniß für die Männer der Gebirge mit dem schlichten Haar und den groben selbst- gesponnenen Röcken, daß sie ohne Widerrede 8000 Species für Bücher- ankaus bewilligen. Die Kunstsammlungen sind gering; denn es isi hier moch Alles im Werden. Der Fleiß der Studenten wird durch wiederholte Prüfungen überwacht. Streitigkeiten unter den Studenten
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