1864 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Beispiel, wo zwei große Brände im Zeitraum weniger Jahre zwei
Dritttheile der Stadt in Schutthaufen verwandelten, wofür Alle büßen
mußten, weil der Schadenersatz aus gemeiner Landesfeuerkasse kommt.
Holz ist aber billiger als Steinbau, darum hat es bis jetzt beit
Vorzug behalten, und erst ganz neuerlich ist für Christiania das Gesetz
erlassen, innerhalb der Stadt nur Stein anzuwenden. - Ein ziem-
lich unscheinbares Gebäude mitten in der Stadt ist das Storthing-
haus. Hier erscheint alle drei Jahre in 70 bis 100 Abgeordneten
der Storthing oder die gesetzgebende Versammlung, welche zu ztvei
Dritttheilen aus Landleuten gewählt wird. Alle die stolzen Städte,
wie Christiania, Bergen, Drontheim, Christiansand, Dranimen,
Frederikshald, Stavanger, welche die Bildung des Landes in sich
vereinigen, machen nur ein Drittel des Storthings aus. Der König
hat zu bestätigen, was der Storthing beschließt; aber es bedarf auch
der königlichen Bestätigung nicht, wenn der Beschluß des Storthing
drei Mal gefaßt wird. Aus diese Weise hat Norwegen die freieste
Verfassung von der Welt und bildet eigentlich einen freien Bauern-
staat. Anfangs ließ sich der Bauer vielfach durch Beamte, nament-
lich durch Geistliche, auf dem Storthing vertreten; jetzt hat diese
Vormundschaft meistentheils aufgehört, da des Volkes dunkele Masse
mehr und mehr von den wohlthätigen Strahlen einer fortschreitenden
Bildung erleuchtet und durchdrungen wird. Der eigentliche Brenn-
punkt dieser Bildung und Aufklärung ist die Land es Universität
zu Christiania. Kein Volk hat wohl je mit solcher Theilnahme und
solchem edeln, gemeinsanren Eifer für die Errichtung einer Hochschule
gewirkt, als die Norweger. Das Land seufzte ünter dem Druck des
Krieges, aller Handel stockte, Hungersnoth bedrängte die Einwohner;
trotz dessen wurden zu diesem schönen Zwecke durch freiwillige Unter-
schriften nicht weniger als 769,611 Reichsbankthaler, außer 3960
Species (zu 11/2 Thaler preußisch), zusammengebracht, an jährlich
fortzusetzenden Beiträgen aber 13,352 Thaler und nahe an tausend
Tonnen Getreide. So wurde die Hochschule im Jahre 1811 be-
gründet. Die Professoren sind gut besoldet und halten ihre Vor-
lesungen ohne noch ein besonderes Honorar von Seiten der Studenten
zu empfangen. Die Zahl der Studenten beträgt etwa 600. Auch
hier, wie in Schweden, bringt der Sommer wegen der weiten Reisen,
welche die Studenten zu machen haben, eine lange Ferienzeit von
4 bis 5 Monaten mit sich. Die Bibliothek der Universität zählt
jetzt schon 150,000 Bände, deren Vermehrung kräftig vom Lande
unterstützt wird. Es ist gewiß ein ehrenvolles Zeugniß für die
Männer der Gebirge mit dem schlichten Haar und den groben selbst-
gesponnenen Röcken, daß sie ohne Widerrede 8000 Species für Bücher-
ankaus bewilligen. Die Kunstsammlungen sind gering; denn es isi
hier moch Alles im Werden. Der Fleiß der Studenten wird durch
wiederholte Prüfungen überwacht. Streitigkeiten unter den Studenten