1864 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Stadt beginnt. Dicht mit Meere hin läuft der Weg in schönen
Baumalleen zwischen Land- und Lusthäusern. Mitten im Walde
sind auf einem Hügel Buden aller Art erbaut; hier ist der Mittel-
punkt des Volkslebens im Juni und Juli; denn hierher drängen
sich Sonntags und Mittwochs die Kopenhagens, die Bewohner der
kleinen Städte und die Bauern aus Seeland. Der Lärm in dem
Volksgewühl entsteht aber mehr durch die Verkäufer, Händler und
Fuhrleute, als durch die Zuschauer. In Wien schreit das Volk,
singt vor Lust und jauchzt in seiner Kindlichkeit. Die ernsthaften
Dänen thun das nicht, sie ilberlassen das den Bänkelsängern und
Taschenspielern. Sie wollen genießen und schauen; sie reiten auf
dem Karoussel, steigen in die hohen Schwenkeschaukeln, sehen Taschen-
spielern zu u. s. w. Oft sind an 20,000 Menschen hier beisammen.
Die Bauern und Bäuerinnen aus Seeland machen einen guten
Eindruck auf den Fremden. Das ist ein starkes schönes Geschlecht,
dem man die deutsche Abkunft deutlich anmerkt. Die dunkelblonden
Haare und blauen Augen, die hohen Körper, die langen frischen
Gesichter bezeugen das unverkennbar. Die Männer in rothen oder
blauen kurzen Röcken, oft mit Silberknöpfen besetzt; die Weiber und
Mädchen in Hauben mit langen weißen Spitzen und goldgesticktem
Kopf hinten, mit weißeni gestickten Halskragen, dunkeln Kleidern
und weißen Schürzchen - sie sehen alle sammt stattlich aus. Rohes
und gemeines Wesen, ivie man es oft unter deutschen Bauern antrifft,
zeigt sich nirgends. Man muß es überhaupt dem dänischen Charakter
nachsagen, daß er ein gutmüthiger ist. Die Leute sind höflich, mit
einer gewissen Freimüthigkeit zuthulich, dem Fremden besonders gern
behülflich, und sie hören es gern, wenn man ihr Vaterland rühmt.
Stolz sind sie auf ihre Geschichte und auf die Thaten ihrer See-
helden, besonders auch auf ihre Flotte und auf das sturmerprobte
Seevolk an den Jnselküsten. Aus letztere dürfen sie es auch sein,
denn der dänische Matrose ist vorzüglich, gewandt und kühn, raschen
Sinnes und, um es zum Streit kommt, begeistert für sein Vaterland.
In Kopenhagen ist viel Bildung vorhanden; ein gutes Zeugniß
aber für den Antheil des Volkes und dessen Sinn ist es, daß Männer
wie Thor Wald sie n und Oehlenschläger von allen ihren Lands-
leuten, in der Hütte wie, im Palast, gekannt und geehrt sind.
Wie jede Residenz, "hat auch Kopenhagen seine Kunstschütze.
Die schönste Sammlung bietet hier die Sammlung Thorwaldsens,
jenes großen Bildhauers aus Island. Es verdankt diesem seltenen
Meister seinen Urspung, der dazu. einen Theil von seinem Vermögen
hergab. Sodann enthält noch das Museuni sur nordische Alter-
thümer sehr viel Sehenswerthes; alte Waffen, Hausgeräthe, Lanzen-
spitzen, schöne Goldzierrathen sind in Menge zu sehen, und ist der
Vorrath stets im Wachsen begriffen, da Jütland und die dänischen
Inseln fortgesetzt reiche Ausbeute liefern.
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