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1. Theil 1 - S. 419

1864 - Langensalza : Greßler
419 4. S ti e r g e f e ch t e. * Zu den Hauptvergnügungen der Spanier gehören die Stierge- fechte. Bricht nun ein feierlicher Stiertag an, so ruhen alle Ge- schäfte. Schon Tags vorher wogen die Menschen auf dem Amphi- theater umher, um sich den Schauplatz recht zu betrachten, wo die Stiere gehetzt werden sollen. Die obern Sitze haben eine Decke in Form einer° offenen Gallerie und werden gewöhnlich von den Da- men eingenommen; die übrigen Sitzreihen sind ganz offen. Sie sind acht Fuß über dem Kampfplatze erhaben, um Alles recht gut übersehen zu können. Der innere Raum wird von einer zweiten Schranke umgeben; es ist eine sechs Fuß hohe Mauer, die zwischen sich und den Zuschauern einen Raum von etwa zehn Schritteil Breite läßt. In dieser Mauer sind mehrere Oeffnungen, durch welche die Fußkämpfer, wenn der Stier ihnen zu heftig zusetzt, schlüpfen kön- nen; gewöhnlich springen sie aber mit großer Gewandtheit über die Mauer hinweg. Zwar springen die Stiere zuweilen nach; aber dann schlüpft der Fußkämpfer geschwind durch eine der Oeffnungen wie- der zurück, und der Stier wird durch ein Thor auf den Kampfplatz zurück getrieben. —- Vor dem Tage eines Stiergefechtes gehen wenige der geringen Leute zu Bette, um nur recht zeitig einen Platz ein- nehmen zu können. Schon von Mitternacht an wogt es durch die Straßen nach dein Amphitheater. Die Stiere, die zum Kampfe be- stimmt sind, werden von den Feldern auf eine weite Ebene nahe bei der Stadt getrieben, und achtzehn von ihnen nach dem Kampf- plätze geführt. Diese Scene hat einen eigenthümlichen, wilden Cha- rakter. Alle Liebhaber des Schauspiels, zu Pferde und mit Lanzen bewaffnet, eilen nach dem Orte, wo die Thiere weiden. Die Hirten treiben die zu der Ehre des Kampfes ausgewählten Stiere zusammen und leiten sie nach der Stadt durch zahme Ochsen, die an Halftern geführt werden und am Halse tieftönende Glocken tragen. Von allen Seiten wird die Heerde voir den Reitern umringt, und so im Trab bis etwa eine Viertelstunde vom Amphitheater gebracht. Von hier- an ist ein Weg für die Stiere abgepfählt, der bis zunr Kampfplatz führt; doch geben die Seitenbalken nur eine schwache Schutzwehr gegen die unbändigen Thiere. »Ich ließ mich«, erzählt ein Reisen- der, »verleiten, eines Morgens mit Tagesanbruch aufzustehen und meinen Standpunkt aus dem Amphitheater zu nehmen, wo ich eure freie Aussicht auf das Feld hatte. Beim fernen Schalle der Ochsen- glocken sah man große Menschenhaufen über das Feld wegziehen, und ihre ganze Haltung verrieth einen Kampf zwischen Furcht auf der einen, und Eitelkeit und Gewohnheit auf der andern Seite; * F. Nösselt. 27*
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