1864 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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jener Matador starb späterhin an einer Wunde, die er von einem
Stiere erhielt.«
5. Malaga.
Die Hafenstadt Malaga im Mittelmeere, östlich von Gibraltar
ungefähr eben so weit entfernt, wie Cadix im Westen, hat eine
schönere und großartigere Umgebung, als Letzteres, mit welchem es
als Handelsstadt gleichen Rang behauptet. Die Sierra Nevada,
welche das ganze ehemalige Königreich Granada in der Richtung
von Südwesten nach Nordosten mit einer Anzahl von starken Aus-
läufern nach dem Süden und Norden zu durchzieht, umgiebt das
Thal von Malaga gleich einer getheilten Rotunde und schützt es
so vollständig gegen alle nordischen Winde, daß das Klima desselben
sich ewig gleich bleibt, ohne tropisch heiß zu sein, weil die erquickende
Seeluft es mit ihrer angenehmen Frische durchweht. Nur in der
Regenzeit durchfließt der, sonst fast ausgetrocknete Guadalmedina
das Thal von Malaga mit seinem breiten und klaren Wasser. Nach
Gibraltar zu, in der Gegend des Strandortes Myjas beginnend,
sind zwischen zerrissenen Felsgestaden tief liegende, meilenbreite Laub-
wälder und Sumpfstellen, welche sich gleich einem ungeheuren
Blumeirmeere mit Millionen üppiger Affodillen, orientalischen Kaiser-
kronen, Lilien, Hyacinthen und »Thränen der heiligen Jungfrau«
bedecken. Am Fuße der Sierra Nevada beginnen die Kalk-Sand-
berge, welche die köstlichen Süd weine erzeugen, die Malagas be-
deutendsten Handelszweig abgeben.
Näher im Gebirge entfaltet sich eine reiche Vegetation von por-
tugiesischen Eichen, Ulmen, immergrünen Korkeichen, orange-
blättrigem Kreuzdorn, Myrten und der riesigen Erica arborea.
Unter breitem, majestätischem Blätterdache wuchern gewürzduftende
Büsche, Steinlorbeer neben Pistacien mit immergrünem B'ätter-
gefieder, Orangen, Citronen und Ziersträuchern der mannich-
fachsten Art. Auf dem Boden breitet sich ein köstlicher Teppich immer-
blühender Veilchen, orientalischer Alpenrosen und Lilien aller
Farben aus. Verschiedene Farren und Ep heu schlängeln ihre Arme
40 Fuß hoch an den Stämmen der Bäume empor und formen mit
ihren Gipfelbüscheln stilltrauliche Tempelhallen. Wohl dem Gemüthe,
das sich so köstlicher Umgebung erfreuen kann!
Von den kegelförmigen Gipfeln des Cu mb er und Mulhacem
aus, welche wie zwei riesige Schildwachen auf dem Kamme der
Sierra thronen, genießt der Wanderer eine wunderbar schöne Aus-
sicht über einen Theil Granadas und nach dem blauen Meere,
von welchem frische Nebeldüfte herüberwehen. Wer so von dieser
Bergkuppe aus sein Auge in die Ferne schweifen läßt, kann sich
wehmüthiger Betrachtungen nicht erwehren; es liegt etwas Groß-
artiges in der südlichen Natur, welches den Boden nie völlig dem