1864 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Blumen- und Gemüsezucht. Etwas Weinbau findet sich nur im
Osten des Landes, in Limburg und Luxemburg. Die Viehzucht
ist stark und ausgezeichnet in Rindvieh, Pferden, Schafen und
Schweinen; dazu kommt in einigen Gegenden bedeutende Geflügel-
zucht. Die Fischerei ist im westlichen Theile des Landes und be-
sonders an der Küste ansehnlich; auch Härings- und Stockfischfang
wird getrieben. — Bergbau wird in dem südöstlichen Hügellande
besonders auf Steinkohlen getrieben, ferner auf Eisen, Zink, Blei,
Kupfer und Salz. Die gewerbliche Industrie steht auf überaus
hoher Stufe. Belgien ist überhaupt der erste Manufakturstaat auf
dem europäischen Festlande. Die wichtigsten Zweige der Industrie
sind Wollen-, Leinen-, Baumwollen-, Leder- und Metallfabrikation
in Gold, Silber, Eisen, Stahl, Kupfer und Messing. Die belgischen
Maschinen- und Gewehrfabriken haben einen eben so hohen Ruf wie
seine Spitzenmanufaktur. — Der Handel ist in Belgien blühend;
er wird durch vortreffliche Straßen, mehrere Kanäle und das dich-
teste Eisenbahnnetz, welches irgend ein Land besitzt, begünstigt, und
vertreibt großenteils eigene Waaren zu Lande und zur See. Die
belgische Handelsmarine zählt im Ganzen 145 Schiffe, darunter 57
Dreimaster, 81 kleinere Fahrzeuge und 7 Dampfschiffe. —- Betrachten
wir jetzt die Bewohner des Landes.
Der Belgier ist ein Gemisch von Franzoseil, Holländern und
Deutschen. Dieses gewandte, thätige, genußfrohe und doch zu tiefein
Ernst sich hinneigende Volk unterscheidet sich sowwhl durch seine Ge-
stalt, als seine Art zu sein und zu leben auf das Auffallendste von
seinen Grenznachbarn, den Franzosen sowohl, als den Holländern,
obgleich die Sprache von ersteren fast von allen verstanden und
auch gesprochen wird, und die Landessprache eigentlich nur ein Ge-
misch von Holländisch und Französisch ist. Allein der Charakter,
des Belgiers ist doch mit vorherrschendem Uebergewicht französisch.
Er ist feurig, beredt, lebenslustig, glanzliebend, eitel, eben so leicht-
sinnig, fröhlich, wenngleich nicht so gutmüthig wie der Franzose.
Am auffallendsten zeigt sich das französische Geblüt in Lüttich,
Namur und Hennegau, während die Limburger, Antwerpens und
Flanderer mehr dem Holländer gleichen. — Was die Gesichts- und
Körperbildung anbelangt, so hat der Bewohner von Flandern meist
ein schönes Auge, volles rundes Gesicht, eine große gebogene Nase.
Die Züge der flandrischen Mädchen sind oft sehr reizend; ihr Wuchs
ist schlank, ihre. Bewegung frei, doch zugleich fest. Sehr niedlich ist
ihr Anzug: ein enger und kurzer Rock, ein artiges Mieder mit
Brusttuch und einem Kopfputze, der einem Hel,ne vergleichbar ist
und an den Ohren herab um den Hals eine Art von Spitzkragen
bildet, worüber sie einen schwarzen Schleier schlagen. In Namur,
Lüttich und Mons begegnet man häufig hohen zusammengedrückten
Stirnen, schwarzen Augen, etwas aufgeworfenen Nasen, dicken Lippen