1833 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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A. Europa.
da an hieß dies Land nach seinen Eroberern Normandie (die Ein-
wohner Normands) und hatten eigne Herzoge, die in der Folge
auch England eroberten. Im 13ten Jahrhundert rissen die Könige
von Frankreich dies Land wieder an sich, welches jedoch in den Krie-
gen mit England wieder verloren ging, bis endlich, als unter
Carl Vif von Frankreich die Engländer alle ihre Besitzungen in
Frankreich verloren, auch die Normandie für immer mit Frank-
reich vereinigt wurde. — Das Land ist eben und sehr fruchtbar.
Statt des Weines, der hier nicht mehr gut gedeiht, bereiten die
Einwohner ein geistiges Getränk aus dem Safte der Aepfel und
Birnen: jenes ist der eigentliche Cidre, dieses der weniger ge-
schätzte Foire. Die Normandie ist mitobstbäumen bedeckt; 'außer-
dem ist der Getreidebau ansehnlich und die Viehzucht sehr bedeu-
tend. Die Pferde aus der Normandie werden mit zu den besten
und dauerhaftesten in Frankreich gerechnet. Zu den Fabrikerzeug-
niffen gehören vorzüglich Tuch , grobe Leinwand und Glas. Da
die Provinz nördlich und westlich vom Meere bespült wird, so lie-
fert sie auch viele Fische und die besten Austern: die Beschäftigung
mit Fischfang und Handel macht die ^ormnnäs zu guten Matro-
sen. Ein bedeutendes Product dieser Provinz ist noch der viele
Seetang, welcher theils vom Meere ausgeworfen, theils an den
flachen Stellen des Ufers unter dem Wasser geschnitten wird. Diese
leicht faulende Pflanze liefert ein vortreffliches Düngungsmittel,
und aus ihrer Asche, wenn pie in Gruben, in großer Masse ver-
brannt wird, bereitet man Soda, ein Salz, welches sowohl zur
Glas- und Seife-Fabrikation, als auch in der Färberei häufig ge-
braucht wird.
Diese Provinz enthält 2 bedeutende Städte:
Honen (Ilotomagus), am rechten Ufer der Seine, mit
02000 Einw.; auf dem linken Ufer liegt die Vorstadt 8t. Séver.
Die Fluth steigt in der Seine bis zu dieser Stadt, so daß schon
ziemlich große 'Schiffe bis hierher gelangen können. Dieser Um-
stand hat Rouen zu einer bedeutenden Handelsstadt erhoben. Die
wichtigsten Ausfuhrgegcnstände sind Früchte, vorzüglich eingemach-
te, Cidre, Eisenwaaren, Fayence, Leinwand, baumwollne Waa-
ren u. s. w. Da sie von der Landseite durch steile Höhen einge-
schlossen ist, so sind die Straßen meist sehr eng. Unter den Plätzen
bemerkt man denjenigen, auf welchem die Jungfrau von Orleans
1430 verbrannt wurde. Diekathedralkirche, mit 2 Thürmen, wo-
von der eine sehr hoch ist, gehört zu den schönsten in Frankreich.
Sie ist der Sitz eines Erzbischofs und mehrerer gelehrten Gesell-
schaften. Der bekannte Dichter F. Corneille ward hier 1608 ge-
boren.
Caen (spr.: can), an der Ornc, nicht weit vom Meere, mit
39000 Einw., die sich theils vom Handel, theils von mannigfaltt-