1833 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
338
A. Europa.
ihr l Bauholz zu Schiffen und Hausern theils aus Deutschland,
theils aus den nordischen Reichen beziehen. Als Brennmaterial
wäre es aber viel zu theuer, und man ersetzt dies daher theils durch
die hier häufig eingeführten englischen Steinkohlen, theils und viel
allgemeiner durch den im Lande selbst in unglaublicher Menge vor-
handenen Torf. Der Torf besteht aus dicht verfilzten Pflanzen
und Wurzeln, die mehr oder minder von einem Erdharze durch-
drungen sind: zuweilen ist dies letztere so sehr der Fall, daß der
Torf sich dadurch an die Braunkohlen (Ällgem. Einl. S. 74.) an-
schließt. Der Torf ist also ein Product der Vegetation, und wie
das Verwesen der Blatter und Pflanzen an andern Orten die
Dammerde erzeugt und mehrt, so erzeugt und mehrt sich der Torf
in den Torfmooren; den Beweis dieser allmahligen Entstehung
liefern zugehauenes Holz, ja ganze Kahne und andre Gerathschaf-
ten, welche man nicht selten im Torfe und zwar in beträchtlicher
Tiefe antrifft. Diese vielleicht seit Jahrtausenden angehäuften Torf-
massen werden in regelmäßigen Stücken ausgestochen, an der Luft
getrocknet und geben dann ein der Braunkohle wenig nachstehendes
Feuerungsmaterial. Guter Torf brennt mit einer schwachen Flam-
me, giebt aber eine zusammenhaltende, lange ausdauernde und da-
her sehr gleichförmig heizende Gluth. Im ganzen Lande brennt
man übrigens sowohl Steinkohlen als Torf nur in Kaminen. In
manchen Gegenden ruht das Torflager auf bloßem Sande, und
giebt also, wenn es weggestochen worden, einen unbrauchbaren
Fleck, meistens einen See. In Holland hingegen findet sich am
häufigsten eine vortreffliche Dammerde unter dem Torfe. Sobald
daher ein Torflager erschöpft ist und die Stelle sich nun begreiflicher
Weise in einen See verwandelt hat, umgiebt man diesen mit Däm-
men und pumpt das Wasser durch Windmühlen, hier Steert-
mühlen genannt, heraus. Der also gewonnene Fleck fruchtba-
ren Landes, welchen man noch durch viele Graben gegen die An-
häufung des Regenwaffers schützt, heißt nun ein Polder und
wird zu den vortrefflichsten Viehweiden benutzt. Solcher Polder
sind unzählige, besonders in den Provinzen Holland und Friesland;
sie liegen oft viel tiefer als die benachbarten Kanäle und müssen da-
her mit großer Sorgfalt gegen Ueberschwemmungen geschützt wer-
den. Auch mancher kleinere Landsee ist auf diese Weise in frucht-
bare Polder verwandelt worden.
Bauart.
Da es in den nördlichen Provinzen durchaus an Bruchsteinen
fehlt, die aus dem Auslande eingeführten aber, ihrer Kostbarkeit
wegen, nur zu öffentlichen Gebäuden, Schleusen u. s. w. gebraucht
werden können, so baut man in den Niederlanden beinahe durch-
aus mit Backsteinen, die aus dem hier häufig genug vorhandenen