1834 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Selbstunterricht
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Lio
B. A sien.
Gränzen wissen wir so gut als nichts. Das aber wissen wir,
daß sich hier die höchste Blüthe der tropischen Vegetation ent-
n ickclt. Die dicksten Wälder der herrlichsten Bäume bedecken die
Gebirge, alle tropische Früchte erreichen erst hier die größte Voll-
kl mmenheit; die Wälder enthalten eine große Menge der größten
r nd reißendsten Thiere: der Elephant, das Rhinoeeros, der Kö-
nigstiger scheinen hier ihre rechte Heimath zuhaben; große Affen
r nd bunte Vögel bevölkern außerdem diese Wälder. Die Flüsse
1 nd das Meer sind außerordentlich reich an Fischen und Schal-
hieren. Gold findet sich im Sande vieler Flüsse, auch Silber,
Eisen, Kupfer und Blei sind vorhanden: Malacca liefert beson-
ders das reinste Zinn, unter dem Namen Kalin bekannt. Hin-
terindien scheint das rechte Vaterland aller bunten Edelsteine zu
seyn: nirgend finden sich so schöne Rubine, Sapphire, Topase
u. s. w. Die größtentheils weit hinauf schiffbaren Flüsse bilden
außerdem noch die trefflichsten Häfen an ihren Mündungen,
woran es Vorderindien so sehr mangelt. Desto trauriger ist das
Schicksal des Menschen in diesem so gesegneten Lande; nirgend
vielleicht zeigt sich der Despotismus und die davon unzertrennliche
blutige Zwietracht so furchtbar, als hier. Von dem Charakter
der einzelnen Völker der Halbinsel werden wir bei den verschiedenen
Staaten reden; hier genüge es zu sagen, daß die ganze Halbinsel,
wie politisch so auch in Hinsicht auf die Menschenart, in zwei
Hälften zerfällt: eine westliche, worin der malaiische Charakter,
und eine östliche, worin der chinesische der vorwaltende ist.
Eintheilung und Topographie.
Die ganze Halbinsel besteht jetzt aus fünf von einander unab-
hängigen Staaten, wozu noch die Besitzungen der Engländer an
der Westküste kommen. Im äußersten Norden finden wir:
1. Das Reich Assam oder Asch am, der nordwestlich-
ste Theil der Halbinsel; früher von den Birmanen unterjocht, steht
es seit 1826 unter englischem Schutze. Es wird nördlich und öst-
lich von Bootan und Thibet, westlich von Bengalen, südlich von
dem Reiche der Birmanen begränzt; der Flächenraum wird auf
2 — 3000 □ M., die Zahl der Einwohner nur auf eine halbe
Million angegeben, doch fehlen alle bestimmtere Nachrichten dar-
über. Das ganze Land ist ein weites Thal, welches der Brama-
putrem durchströmt und eine sehr große Menge von kleineren Flüs-
sen aufnimmt; von allen Seiten ist es von Gebirgen eingeschlossen,
der Boden ist oft überschwemmt, sehr fruchtbar, das Klima das
des nördlichen Bengalens, aber der Feuchtigkeit wegen den Euro-
päern nachtheilig. Assam ist reich an schönen Waldungen, es hat
mehrere Baumarten, auf welchen sich die Art Blattlaus findet,
welche das Gummilack, eine rothfarbende Substanz, producirt,