1834 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Selbstunterricht
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Vit. Daz chinesische Reich. 259
einer Straße artig gebauter Häuser besteht, und wo der Handels-
verkehr mit Rußland betrieben wird.
3) Das Land Turfan oder die kleine Bucharei,
auch Oft-Dschagatai genannt; letztern Namen führt es von
Dschagatai, einem Sohne Dschengiskhans, zu dessen Reiche die-
ses Land und die westlicher gelegene große Bucharei gehörte; doch
ist diese letztere kleiner als Turfan und nur deßhalb groß genannt,
weil sie der Sitz des Herrschers war. Turfan ist der chinesische
Name, von der Hauptstadt entlehnt. Dies Land gränzt im N. O.
an die Mongolei, im S. an Tibet und im W. an die freie Tatarei,
und erstreckt sich, mit sehr unsichern Gränzen, etwa zwischen dem
89° und 1110 O. L. und dem 330 und 4o° N. B. Das Land
hat ganz die Beschaffenheit des vorigen, enthält die nächst dem Hi-
malaya höchsten Gebirge Asiens und den westlichen Theil der Wüste
Schamo, welche aber hier aus reinem Flugsande besteht. Kein
Fluß überschreitet die Gränzen. Der größte Binnenfluß ist der
Iarkand, welcher, von W. nach O. fließend, den Kaschgar, den
Aksu u.a. aufnimmt'und sich in den Lobnoor d. h. Lob-See er-
gießt. So kalt die Winter, so glühend heiß sollen die Sommer
seyn, wozu noch häufiger Mangel an Regen kommt. Nur der
westliche Theil des Landes ist einer spärlichen Cultur fähig und
auch wirklich angebaut. — Die Einwohner sind Tataren, vom
Stamme der Bucharen; ihre Zahl läßt sich nicht bestimmen, be-
trägt aber wohl nicht viel über 200,009. Sie sind ein bei weitem
schöneres Volk als ihre östlichen Nachbarn, treiben wie die meisten
Tataren Ackerbau und Gewerbe, nur wenige sind Nomaden; sie
bekennen sich alle zum Islam. Erft seit 1759 haben ihre Khane
die chinesische Hoheit anerkannt und zahlen Tribut. Wie gering
auch die Bevölkerung, wie unbekannt uns im Ganzen das Land,
so finden wir doch hier einige Ortschaften, welche theils in der Ge-
schichte, theils des Handels wegen bekannt sind. So: Turfan,
in einer milden und fruchtbaren Gegend, hat dem Lande seinen
Namen gegeben und ist eine wichtige Station für die Karawanen,
welche aus China weiter westlich ziehen. Dicht bei der Stadt be-
findet sich ein bedeutender Vulkan. Kaschgar, unter 40° 39'
N. B., am Flusse gleiches Namens, welcher sich in den weiter öst-
lich gelegenen großen Lob - See verliert. Sie war einst als Re-
sidenz eines mächtigen Mongolenherrschers, eines Nachkommen
Dschingiskhans, in ganz Asien berühmt, und soll noch jetzt 30000
Einwohner habn. Iarkand, unter 40° N. B., der wichtigste
Ort dieser ganzen Gegend, daher auch von den Chinesen besetzt
und befestigt. Er soll an 80090 Einw. haben, welche sehr gut in
Seide, Leinen und Baumwolle arbeiten. Bis hierher gehen die
chinesischen Karawanen, und hier treffen Kaufleute aus dem fern-
sten Westen, ja aus Indien ein, und bringen Kasckemirshawls,
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