1834 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Selbstunterricht
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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D. Afrika.
ungeheuren Wüsten ist das rechte Vaterland der meisten großen vier-
füßigen Thiere, sowohl pflanzen - als fleischfressenden. Unter den dem
Menschen nützlichen Thieren nimmt hier ohne Zweifel das Käme el
den ersten Rang ein. Mit Recht nennt es der Araber das Schiff
der Wüste, weil ohne dieses Thier die große Wüste, welche jetzt
gleich dem Meere von zahlreichen Karawanen jährlich durchzogen
wird, ganz unzugänglich wäre. Es giebt verschiedene Arten Ka-
meele: das eigentliche mit zwei Höckern, welches mehr zum Tra-
gen, und der Dromedar mit einem Höcker, welcher mehr zum
Reiten benutzt wird; noch eine zum schnellen Lauf ganz besonders
geschickte Art wird Hei rie genannt. Pferde, Esel und Maul-
thiere finden sich von vorzüglicher Schönheit; eben so unsere Haus-
thiere. Unter den wilden aber unschädlichen Thieren bemerken
wir Elephanten und Rhinozeros, doch nur im südlichen Theile;
erstere sind so zahlreich, daß ein Theil der Südwestküste den Na-
men Zahnküfte erhalten hat, weil hier vorzüglich der Einkauf der
Elephantenzähne geschieht. Das höchste aller bekannten Landthiere,
die Giraffe, mit langen Vorder - und kürzeren Hinterbeinen und
einem wankenden unangenehmen Gange findet sich auch nur dort;
wahrscheinlich eben daselbst das erst seit kurzem in Europa bekannte
Gnu, ein Thier von der Größe eines kleinen Pferdes, welches
eine wunderliche Verbindung von Ochs, Pferd und Ziege zu seyn
scheint; es hat Hörner, einen Bart, eine starke Bruftmähne und
einen Kuhschwanz. Das Zebra, schwarz und weiß gestreift, von
Gestalt dem Esel verwandt, aber größer und sehr wild. Ueber alle
Wüsten verbreitet sind die schnellsten aller Thiere, die Gazellen
im nördlichen, die Antilopen im südlichen Theile von Afrika.
Auch an Raubthieren ist Afrika reicher als die übrigen Welttheile;
hier ist das rechte Vaterland des Löwen, welcher sich vorzüglich an
dem Saume der großen Wüste aufhält; außerdem findet man auch
Tiger, Hyänen, Schakale, in manchen Gebirgen Bären, Luchse,
Füchse und andre geringere Raubthiere. ^>as Flußpferd findet
sich nur noch selten im Nil, in Aegypten gar nicht mehr, desto
häufiger der Krokodil. Noch ein Hauptbewohner der Wüste ist
der Strauß, dessen Eier und Federn sehr gesucht werden; unzäh-
lige Arten vou Affen und Papageien bevölkern die Wälder. Amei-
sen, worunter vorzüglich die weißen oder Termiten, welche ke-
gelförmige Baue von Lehm und Sand, 10 — 12 F. hoch und von
großer Festigkeit errichten, in den Häusern aber alles, was nicht
Metall oder Stein ist, in unglaublich kurzer Zeit zerstören, und
die Heuschrecken, sind wahre Landplagen Afrika's.