1834 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Selbstunterricht
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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I. Aegypten.
sige Revolutionen und blutige Regentenwechsel und eine Sitten-
losigkeit und Verworfenheit dar, wie es davon etwa nur noch in
der spätern byzantinischen Geschichte Beispiele giebt. Schon langst
hatte Rom sich vermittelnd, gebietend und drohend in die Ange-
legenheiten Aegyptens gemischt, vertriebene Könige wieder einge-
setzt, Theilungen veranstaltet und sich unter dem Scheine der Mä-
ßigung eine wahre Oberherrlichkeit erworben Als daher 51 v. Chr.
die Geschwister Ptolemäus Dionysos und Kleopätra gemeinschaft-
lich herrschen sollten, letztere aber vertrieben worden war .und der
geschlagene Pompejus während ihrer Abwesenheit an der ägyp-
tischen Küste, wo er Schutz suchte, ermordet worden war, kam
Cäsar nach Alexandrien. Kleopatra gewann ihn durch ihre Schön-
heit und ihre buhlerischen Künste, er erklärte ihre Sache für die
gerechte und hatte darüber einen gefährlichen Kampf mit der Par-
tei deskönigs zu bestehen, in welchem ein Theil der großen alexan-
drinischen Bibliothek verbrannte. Ptolemäus ertrank im Nil, und
Cäsar gab Aegypten der Kleopatra und ihrem 11 jährigen Bruder
Ptolemäus?uer (der Knabe), welchen sie nach der Sitte desbandes
zwar heirathete, bald aber ermorden ließ. Nach Cäsars Tode fand
Kleopatra einen neuen Geliebten an seinem Mörder Cassius, so
wie später an dem Triumvir Antonius, welcher sie heirathete und
im Begriff war ganz Asien an sie und ihre Kinder zu vertheilen.
Die Schlacht bei Actium, 31 v. Chr., in welcher Kleopatra zuerst
die Flucht ergriff, führte beide nach Alexandrien zurück, wo An-
tonius sich tödtele, undkleopatra, um derschande, im Triumph
in Rom aufgeführt zu werden, zu entgehen, sich durch den Biß
einer Natter das Leben nahm. Aegypten ward nun eine römische
Provinz. — Das Christenthum drang früh nach Aegypten, und
Alexandrien ward noch einmal ein Sitz der Wissenschaften und der
theologischen Gelehrsamkeit, allein dem finstern, zum Aberglau-
den geneigten Charakter der Aegypter gemäß, ward Aegypten auch
ein fruchtbarer Boden für Schwärmerei und Sekten und gab den
ersten christlichen Anachoreten (Einsiedlern) und Mönchen ihr Da-
seyn. Bei der Theilung des römischen Reichs, unter den Söh-
nen des Theodosius, 395, fiel Aegypten dem morgenländischen
Reiche zu, dessen traurigen Verfall es bis 640 nach Chr. theilte,
wo es, unter dem Kaiser Heraklius, von Amru, dem Feldherrn
des Chalifen Omar, erobert wurde. Als die Macht der Chalifcn
zu verfallen anfing, machte sich der Statthalter dieser Provinz,
Achmet, der Sohn Tuluns, 868 unabhängig und gründete die
Macht der Tuluniden, welche aber nach kurzer Dauer 908 an
Mahadi den Fatimiden überging. Die Fatimiden beherrschten
Aegypten nicht ohne Glanz bis 1171; sie bauten Alkahira oder
Kairo 972 und eroberten Syrien bis an den Euphrat. Ihre
Macht ward vernichtet durchsalaheddin odersaladdin, den Seld-
schucken, 1171, welcher zur Zeit der Kreuzzüge Aegypten den Fati-