1834 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Selbstunterricht
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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D. Afrika.
Vii. Marokko
(Mauritania Tingitana).
Das Kaiserthum Marokko, oder nach seinen beiden Haupt-
bestandtheilen auch wohl Fez und Marokko genannt, umfaßt
die nordwestliche Ecke von Afrika; nördlich wird cs vom mittellän-
dischen Meere und der Straße von Gibraltar, westlich vom atlan-
tischen Ocean, östlich von Algier begränzt; im S. ist die Gränze
unbestimmbar; die Fürsten von Marokko nehmen den Wady
Nun, etwa unter 280 N. V., als die Gränze ihres Gebietes an,
doch reicht ihre wirkliche Macht nicht über den 30° oder den Fluß
Sus hinaus. Der große Atlas, auch Tedla genannt, streicht
parallel mit der Westküste von S. W. nach N. O. und bildet die
östliche Gränze; was darüber hinaus nach O. liegt, ist meist un-
fruchtbare Thon-und Sandsteppe; die höchsten Gipfel sind mit
ewigem Schnee bedeckt, müssen also an 11000 F. hoch seyn; der
nördliche Theil des Landes am mittelländischen Meere ist felsig und
gebirgig, eben so der südliche, wo ein Arm des Atlas bei Cap
Geer das Meer erreicht; dazwischen liegt am atlantischen Meere
eine weite und so fruchtbare Ebene, daß dreißigfältige Ernten des
Weizens nur für mittelmäßig gelten. Weiter östlich am Atlas sind
herrliche Thäler. Die Pässe, welche von W. nach O. über den
Atlas führen, sind äußerst eng und beschwerlich. Dem Mittelmeere
stießt zu der Muwia oder Mal ud sch a (iviuluchíi), welcher
oft als Granzfluß gegen Algier betrachtet wird; obwohl er viele
Nebenflüsse aufnimmt, ist er doch zuweilen im Sommer trocken.
Ins atlantische Meer ergießen sich der S ebu (Lixus), unter
340 N. B.; der Morbeya, tief und reißend; der Tensif; der
Sus, welcher seine Ufer häufig überschwemmt und befruchtet.
Die Flüsse an der Ostseite des Atlas verlieren sich alle im Sande.
Das Klima ist im Ganzen schön, in den nördlichen Gegenden fällt
wohl zuweilen Schnee, der aber nie liegen bleibt; der Winter be-
steht nur in einer Regenzeit; nur wenn der Wind aus der Wüste
weht, ist es zuweilen unleidlich heiß. Die Gegenden östlich vom
Atlas leiden an großer Hitze. Die Produkte dieses Landes sind im
Ganzen die nemlichen, als die der ganzen Nordküste; vorzüglich
gedeiht hier der Oelbaum; der Korkbaum bildet ganze Wälder;
verschiedene Pflanzen liefern Gummi, das sogenannte arabische
wird aus einem Baume gezogen, welcher im Atlas häufig ist; Ro-
sen von dem herrlichsten Gerüche, die auch zu Rosenöl benutzt wer-
den; Hyacinthen, Jonquillen, wachsen hier wild. Der Atlas
enthält gewiß Gold und Silber, cs darf aber nicht gewonnen wer-