1834 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Selbstunterricht
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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E. Amerika.
ohne einen Laut der Klage. Grausamkeit scheint ein Hauptzug ih-
res Charakters. So lange sie Hunger und Entbehrungen ertragen
können, so unglaublich schwelgerisch und unbekümmert um die
Zukunft sind sie im Ueberfluß. Zur Zeit der Entdeckung gab es
nur höchstens zwei bis drei etwas civilisirte Volksstamme in Ame-
rika, die Mexikaner, die Peruaner und vielleicht auch die Arau-
kaner im südlichen Chile. Alle übrige lebten wie noch jetzt in un-
zählige kleine, unter einander feindselige Stämme gespalten, von
der Jagd, dem Fischfänge und von dem, was die Natur ihnen
von selbst darbot; schwerlich möchte daher die damalige Bevölke-
rung Amecika's der jetzigen gleichgekommen seyn. Die Zahl der In-
dianer hat indeß unglaublich abgenommen, und cs ist möglich, daß
nach wenig mehr als einem Jahrhundert sich kaum noch Spuren
derselben zeigen. Merkwürdig ist, daß von den unzähligen Stäm-
men der Indianer fast jeder eine eigne Sprache redet. Außer bei
den Peruanern und Mexikanern, wo sich schon ausgebildetere aber
höchst grausame Religionsbegriffe fanden, hatten und haben noch
jetzt die eigentlich wilden Jndianerstamme eine höchst einfache, bei
den nördlichen Indianern sogar nicht unwürdige Vorstellung eines
höchsten Wesens. In den spanischen Besitzungen sind fast alle In-
dianer zum Christenthum bekehrt, weniger im portugiesischen und
fast gar nicht in Nord-Amerika. Die Zahl der untergegangenen
Indianer ist überreichlich durch Fremdlinge ersetzt worden. Dies
sind Europäer von allen Nationen, vorzüglich Spanier, Portu-
giesen und Britten, dann Niederländer, Deutsche und Franzosen.
In ganz Amerika unterscheidet man weiße und farbige Menschen:
die ersteren, wenn sie geborne Europäer, heißen in ganz Südame-
rika Chapetons (tschapetons), die in Amerika gebornen Kreo-
len, die Mischlinge der Europäer und Indianer Mestizen, die
der Europäer und Neger Mulatten, doch giebt es noch andre
Lokal-Unterscheidungen. Die Neger machen einen bedeutenden
Theil der Bevölkerung Amerika's aus, vielleicht an 5 Millionen;
sie sind am zahlreichsten in Westindien und in den spanischen und
portugiesischen Ländern. Ehemals wurden jährlich über 100,090
eingeführt, und jctst wenigstens noch die Hälfte. Sie dienen als
Arbeiter in den Plantagen oder als Hausfflaven. Die Indianer
sind, wo sie Christen, meistens unsern Bauern zu vergleichen, die
heidnischen leben noch in ihrem ursprünglichen Zustande. — Die
Gesammtzahl der Einwohner Amerika's läßt sich zwar nicht genau
bestimmen, übersteigt aber leicht 35 — 36 Millionen, wovon
Weiße 12 —13mill., Indianer 11 Mill., Mischlinge 7 Mill.
und Neger 5 Mill. Diese Bevölkerung ist aber theils in sich selbst,
theils durch zahlreiche Einwanderungen aus Europa in einem sehr
schnellen Steige" begriffen. Bis jetzt ist Amerika, nächst Austra-
lien, am schwächsten bevölkert und zählt noch nicht 60 Menschen
auf die □ M.