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1. Russisches Reich, Krakau, Asien, Australien, Afrika, Amerika - S. 459

1834 - Halle : Schwetschke
459 Vi. West-Indien. trieben wird und die Früchte seines Fleißes selbst genießt. Der Sklave hier kann kein gültiges Zeugniß vor Gericht ablegen, ist den grausamsten Strafen und Mißhandlungen ausgesetzt, und selbst die Ermordung eines Sklaven wurde früher wenigstens kaum als ein Verbrechen betrachtet. Die Kinder der Sklavin, wer auch der Vater seyn möge, erben den Stand der Mutter. Wenig oder nichts ist bis jetzt geschehen, um wenigstens den Sklavenkin- dern eine menschliche Erziehung zu geben; in den englischen Be- sitzungen sieht man sogar die Bemühungen der mährischen Brüder und andrer Missionare höchst ungern, welche die Neger zu be- kehren suchen; in den französischen und spanischen Colonicen da- gegen wurden wenigstens alle Kinder getauft und die Sklaven ei- nigermaßen mit dem Christenthum bekannt gemacht. In neuerer Zeit, besonders seitdem die Einfuhr neuer Sklaven verboten, hat sich manches zu ihren Gunsten gebessert; menschlichere Gesetze stra- fen bei den Engländern die Tödtung eines Sklaven eben so wie die eines Freien, schränken die willkührlichen Leibesstrafen ein und begünstigen die Ehen unter den Schwarzen, die bis jetzt so selten oder so wenig fruchtbar waren, daß man die Zahl der sterbenden Neger immer durch neue Zufuhr aus Afrika ersetzen mußte. Die Zahl der Sklaven verhält sich in einigen, vorzüglich in den eng- lischen Besitzungen zu den Weißen fast wie 10 zu 1; es giebt Plan- tagen-Besitzer, welche 5 bis 660 Sklaven haben. In allen Colo- v nieen giebt es auch eine Anzahl freier Neger, welche die Freiheit entweder geschenkt erhalten oder von ihren kleinen Ersparnissen er- kauft haben und von Handwerken und kleinem Handel leben, auch ihre Zahl beträgt jetzt über eine Million. Ihren Herren entlau- fene Sklaven, welche dann in Gebirgen und Wädern ihre Zu- flucht nehmen, werden Maronen-Neger genannt, und waren schon oft , vorzüglich auf Jamaika, höchst gefährliche Feinde ih- rer ehemaligen Herren. Endlich lebt jetzt auf Haiti eine ganz freie farbige Bevölkerung, welche das Joch der Europäer abgeworfen und einen regelmäßigen Staat gebildet hat. Die übrigen Farbi- gen, hier wie überall Mulatten, Terzerons u. s. w. genannt, theils Freie, theils Sklaven, machen einen sehr bedeutenden Theil der Bevölkerung aus und könnten leicht bei ihrer Zahl, ihrem Muthe und ihrer natürlichen Verbindung mit den Negern, mit der Zeit allen europäischen Colonicen in Westindien gefährlich wer- den. — Die Bevölkerung Westindiens ist theils in einigen bedeu- tenden Seestädten zusammengedrängt, theils über die Oberfläche der Inseln zerstreut, so daß jede Plantage mir dem oft sehr zier- lichen Wohnhause des Pflanzers und den umherliegenden Wirth- schaftsgcbäuden und Negerhütten, meist alle von Obstbäumen be- schattet, einen schönen und mahlerischen Anblick gewähren. Dör- fer hingegen im europäischen Sinne giebt es hier nicht.
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