1834 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Selbstunterricht
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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E. Ameri ka.
der Bergwerksdistritte und andrer großen Städte aufhatten, zum
Theil gerauft und zu einigem Ackerbau angelehrt worden; hin und
wieder haben sie kleine Aldecn oder Dörfer gebildet, solche hei-
ßen Indios mansos oder zahme. Die unendlich größere Zahl
aber lebt noch völlig unabhängig, vorzüglich in den unzugänglichen
Urwäldern der Küstengegenden, wo sie in vielen kleinen Stäm-
men meist nur von der Jagd, dem Fischfänge, seltener von etwas
selbst gepflanzter Maniokwurzel leben. Man bezeichnet sie mit
dem allgemeinen Namen Tapuyos, Obgleich sie im Ganzen mit
den Portugiesen im Frieden leben, so fallen doch häufig genug
Räubereien und Mordthaten vor, so daß es an vielen Punkten
der Küste, vorzüglich aber in den Wäldern nicht rathsam ist, an-
ders als wohlbewaffnet und in gehöriger Zahl zu reisen. Die
Waffen dieser Indianer bestehen meist aus schön gearbeiteten Bo-
gen und sehr langen Pfeilen, womit sie sehr weit und sehr sicher
schießen. Messer haben sie erst durch den Handel erhalten. Meh-
rere dieser Stamme verzehren noch jetzt das Fleisch ihrer getödtc-
ten Feinde, früher mögen sie es wohl alle gethan haben. Auch
unter sich leben sie häufig in blutigen Fehden. Kleinere Zwistig-
keiten werden durch eine Art von Zweikampf abgemacht, wobei
sie sich mit langen Stangen schlagen, während die Weiber der
Kämpfenden sich ebenfalls mit Nägeln und Zähnen bekriegen.
Alle diese Wilden sind meistens von kleiner aber gedrungener Sta-
tur; Hände und Füße sind schwächer als bei dem Europäer, das
Haar ist durchaus lang, stark, schwarz und schlicht, der Bart
ist meist nur schwach. Alle sind gefräßig wie die Thiere, haben
keinen andern Gedanken, als wie sie sich Lebensmittel verschaffen
können; sind treffliche gewandte Jäger, und können, wenn es
Noth thut, lange hungern. Fast alle Versuche, sowohl an der
Küste als im Innern, sie durch Missionare zu civilisiren, haben
nur einen äußerst dürftigen Erfolg gehabt. Die Stämme an der
Küste sind uns in der neuesten Zeit am besten bekanntgeworden;
es sind vorzüglich die der Puris, der Patachos, der Kamakans
und der Botocuden. Letztere sind die zahlreichsten, die am besten
und kräftigsten gebauten, aber auch die wildesten von allen. Sie
sind noch fast alle Anthropophagen und zeichnen sich vor allen übri-
gen Stämmen durch die entstellende Zierde der Unterlippe und
der Ohrlappen aus. Diese werden nemlich schon in der frühem
Jugend durchbohrt und nach und nach immer größere Pflöcke eines
leichten Holzes in die Löcher gezwängt, so daß einige in der Unter-
lippe Pflöcke von 4*/2 Zoll Durchmesser tragen, wodurch die un-
tern Vorderzähne meist ganz verdrängt werden und ausfallen.
Von diesen Pflöcken, botoque, haben sie auch ihren Namen
erhalten.
Bis 1808 seufzte Brasilien unter einem Joche, wie kaum
irgend eine andre europäische Colonie in Amerika. Don Pedro
* * Alva-