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1. Schlesien - S. 28

1856 - Breslau : Hirt
28 und Wohlan. So kamen nun auch diese Fürstcnthümcr, der stattlichste- Theil des ganzen Schlesicrlandcs, unter die unmittelbare Botmäßigkeit des Hanfes Oesterreich, und zwar des damaligen deutschen Kaisers Leopold I. Das erlauchte brandcnburgisch-hohenzollernsche Haus, unter dessen gc- segnetcm Scepter unser Heimathland jetzt steht, konnte damals seine Erbansprüche nicht geltend machen. Im Gefühl der Nähe seines Todes bat nun zwar Georg Wilhelm von Licgnitz den Kaiser in einem be- weglichen Schreiben, „er möge seine armen Unterthanen bei ihrer bis- herigen Glanbcnsübung in Kaiserlichen Hulden und Gnaden ferner allcrgnadigft erhalten" — aber vergeblich. Sobald an einem kaiser- lich-königlichen Pfarrorte der evangelische „Wortsdicncr", wie man die evangelischen Geistlichen nannte, starb, wurde die Kirche so lange ge- schlossen, bis man der Gemeinde einen römischen Priester aufgedrängt hatte. Das Alles geschah wider alles Recht. Wiederum mußten Tausende unserer Glaubcnsbrüdcr weite Wanderungen machen nach Gottes Wort und zum Genuß des heil. Abendmahles. Mehr denn 25 Jahre dauerte dieser Druck; unsere schwergeprüften Väter klagten: „Ach, Herr, wie so lange!" — aber sic empörten sich nicht. Das machte, weil die heilige Schrift sie lehrte, „nicht bloß den gütigen und gelinden, sondern auch den wunderlichen Herren" zu gehorchen. 2. Endlich half der Herr im Himmel. Der kampflustige König Karl Xii. von Schweden gerietst in Streit mit dem Ezaaren Peter von Rußland uitd dem Churfürsten Friedrich August von Sachsen, der zugleich König von Polen war. Karl Xii. blieb in Polen Sieger und rückte von da aus durch Schlesien nach Sachsen. Als er bei Steinall über die Oder kam, strömten ihm die Evangelischen schaarcn- lvcis entgegen u>ld sichten inbrünstig, die ihnen genommenen Religions- freiheiten beim Kaiser wieder auszuwirken. Karl Xii. versprach's mit Herz und Mund, und es gelang ihm. Der neue Kaiser Joseph I. war ein milder und gercchtigkcitsliebcndcr Fürst, und da er übcr- dicß mit Frailkreich im Kriege lag, mußte er Alles thun, um den kriegsmächtigen König von Schweden nicht gegen sich zu reizen. So kam es zur sogenannten „Altranstädtcr Convention", am I. Septem- der 1707. Der Kaiser versprach darin, alle Kirchen, welche den Evan- gelischen in den Fürstcnthümcrn Licgnitz, Brieg, Wohlan, Münster- berg, Ocls und in der Stadt Breslau seit dem wcstphälischen Frieden waren genommen worden, wieder zurückzugeben und fernerhin keine evangelischen Kircheil und Schulen mehr lvegzunchmcn. Niemand sollte gezwungen werden, dein katholischen Gottesdienste beizuwohnen. Die Evangelischen sollten zu öffentlichen Aemtern eben so zugelassen wer- den, wie Katholische. Dieses Versprechen hielt Kaiser Joseph getreu. Einhundert und achtzehil Kircheil wurden den Evangelischen sogleich zurückgegeben; ja cs durften sogar sechs neue Kirchen erbaut werden: in Freistadt, Sagau, Hirschberg, Landcshut, Militsch und Teschen. Gnadenkirchen nannte man sie. So hatte der Herr den Evangelischen abermals in einem schwedischen König einen Netter gesendet.
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