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1. Brandenburg - S. 9

1858 - Breslau : Hirt
Das Havelluch. 9 4. Das Havclluch. ' Es beginnt bei Spandau und zieht sich über Nauen und Friesack nach dem Rhinluche hin. Wo es mit diesem sich vereinigt, liegt der Rest eines prächtigen Waldes, der dicht bis Spandau reicht und noch jetzt einen der schönsten Laubwälder bildet, dessen uralte Eichen, Buchen, Linden, Birken, Erlen, Rüstern und auch Kie- fern auf fettem Boden Bewunderung erregen. Das Havelluch ist fast 10 Meilen lang und zieht sich in vew schiedener Breite nach der Havel hin. Es wird von der Eisenbahn durchschnitten, die von Berlin nach Hamburg führt. Es hat wenig Torf und ist jetzt theils in Ackerland, theils in Wiesen und Hutung umgeschaffen. Dies ist erst seit dem Könige Friedrich Wilhelm I. geschehen. Vorher war es ein vom Wasser durch- drungenes Moorland mit dünner Rasendecke; zwischen demselben traten inselartig höhere Stellen, Horste genannt, mit Gebüsch und Wald hervor. Im Frühjahr aber waren auch diese überschwemmt, und so bot das ganze Luch eine einzige Wasserstäche dar. Das Vieh fand an den Rändern selbst im Sommer nur spärliche Weide und blieb oft im Moraste stecken. Wilde Thiere aber bewohnten die Wildniß, und unsere Vorfahren erzählen von Bären, Wölfen und Luchsen, Sumpf- und Waffervvgeln, Schildkröten und Schlangen, die hier ungestört im Urwalde hausen konnten. Nur ein Weg führte mittelst Dämmen und Fähren von Nauen nach dem Bell in und durch, das Rhinluch nach dem Ruppiner Lande. Im Jahre 1718 begann König Friedrich Wihelm I. die Entwässerung und ver- mehrte die Zahl der Arbeiter sogar durch Soldaten. Ein großer, schiffbarer Hauptkanal und unzählige große und kleine Abzugsgräben, zusammen über 17 Meilen lang, wurden durch das Luch gezogen und Dämme schlossen größere und kleinere Flächen ein zum Schutz vor Ueberschwemmung oder als Wege nach den Grundstücken und durch das Luch. Gleich im Frühjahre 1718 wurde auch mitten in der Niederung das königliche'domänenamt Königshorst angelegt und daselbst eine Musterwirthschast für Butter- und Käsebereitung einge- richtet, wozu der König Kühe aus Ostfjsiesland und Meier aus der Herrschaft Cleve kommen ließ. Später wurden Bauerntöchter aus den kurmärkischen Aemtern hierher geschickt, um in der Milchwirth- schaft unterrichtet zu werden, und wer sich geschickt und tüchtig zeigte, kehrte mit 100 Thalern Brautschatz heim und lehrte dann in der Heimath die vortheilhaftere Benutzung der Milch. Viele andere Vorwerke und Gehöfte entstanden bald im Luch, und wir erfreuen uns jetzt durch den Anblick der grünen Wiesen, Weiden und Aecker, der zahlreichen schönen Rinder-, Schaf- und Schweineheerden. Die Dämme und Gräbenufer sind mit Bäumen aller Art bepflanzt, Waldstriche bieten freundliche Abwechselung, und kleine Flußfahrzeuge beleben die größeren Wasserleitungen. Die frischen Laubwälder locken
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