1858 -
Breslau
: Hirt
- Autor: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Tic Mark untc: fccn Ibaicin oder Witteisbachern.
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den von ihnen in frommer Mildthätigkeit mit Gütern reich ausge-
stattet und zu Begräbnisstätten des Fürstenhauses geweiht. Besonders
ausgezeichnet sind Johann I. und Otto Iii., die gemeinschaftlich mit
seltener Brüderlichkeit regierten. Sie brachten den größten Theil
ihres Lebens aus dem Pferde zu und ließen ihre Klingen niemals
rosten; sie haben auch die meisten Eroberungen gemacht. Unter den
Anhaltinern ist die Mark Brandenburg ein christliches und deutsches
Land geworden.
Die Mark unter den Barern oder witteisbachern.
(1324 — 1373.)
3. Wie es in der Mark unter den Daiern herging.
Nach dem Tode des letzten der Anhaltiner, des Markgrafen Wal-
demar, brach in der Mark die gräulichste Verwirrung aus. Das Land
dünkte den Nachbarn eine willkommene Beute; vier Jahre wußte man
nicht, wer Herr im Lande war. Da herrschte überall das Faustrecht,
d. h. der nur hatte Recht, der es sich mit der Faust erkämpfte. Zahl-
reiche Räuberbanden, Stellmeiser genannt, machten die Landstraßen un-
sicher. Gegen solch Unglück half es nichts, daß der deutsche Kaiser Lud-
wig der Baier seinen 12jährigen Sohn Ludwig mit der Mark belehnte.
Es sollte noch Schrecklicheres kommen. Der Papst in Rom war ein
Feind der Baicrn. Er rief die wilden Schaaren der Polen und heid-
nischen Litthauer in das Land, und der Bischof von Lebus zeigte ihnen
den Weg. Da sah man des Nachts den Himmel weit und breit ge-
röthet von den Flammen, die Hunderte von Kirchen, Klöstern und
Dörfern vernichteten. Da zitterten die Lüfte vom Wehgeschrei der
Beraubten und derer, die in die Knechtschaft geschleppt wurden. Die
Barbaren zerstörten die christlichen Aitäre, ritten durch die Kirchen,
ließen die Pferde aus den Taufsteinen saufen und beschmutzten die
heiligen Gefäße! Und dazu gab ein Papst jeinen Segen! Ihn ver-
klagte vor Gott das Wehgeschrei von 6000 unglücklichen Gefangenen,
welche durch die Moräste gepeitscht und in die finstern polnischen
Wälder geschleppt wurden, von dannen kein Entrinnen war. Und
als die Unmenschen fort waren, da lugten die Kirchthürme ohne Dach
und Glocken, und die von Brand geschwärzten Mauerüberreste ins
Land wie große Wegweiser, wo man das Elend suchen könne. Auf
jedem Schritte traf man Arme und Bettler. Wo noch ein Haus fest
war, ein Schloß mit rothem Ziegeldache in die Luft ragte, da schau-
ten sie sich drinnen fürsichtig um, trauten selbst nicht dem wohlge-
kleideten Manne, vielweniger dem in Lumpen gehüllten. Er mußte
froh sein,, wenn man ihm ein Stück Brot aus dem Fenster zuwarf.
Und um das Maß des Elends voll zu machen, belegte der Papst
aus Feindschaft gegen den baierischen Markgrafen das Land mit dem
großen Bannfluch, Interdikt genannt. Da durfte kein Glockengeläut
erschallen, kein frommer Gesang durfte die Herzen erbauen, die noch
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