1858 -
Breslau
: Hirt
- Autor: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Die Mark unter Kurfürsten aus dem Hause Hohenj»llern.
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man sich ergeben wolle. Die Feste war gewonnen, aber der Vogel
ausgeflogen. Auf geheimen Pfaden hatte sich Dietrich von Quitzow
geflüchtet, irrte als Geächteter von Land zu Land und starb endlich
im Elende, doch ungebeugt im tiefen Walde. Wie dem Schlosse Frie-
sack, so erging es auch anderen Raubburgen, z. B. Plaue, und all-
mählich beugten sich die trotzigen Herren der Mark vor der Donner-
stimme jenes groben Geschützes und wurden treue Diener des neuen
Herrn. Nicht wenig trug dazu auch das sanfte Wort und gewin-
nende Wesen der Gemahlin Friedrichs, „der schönen Else" (Elisabeth
von Baiern), bei, die auch eine unvergeßliche Wohlthäterin der Armen
war, wie eine andere Elisabeth von Baiern, die Gemahlin Friedrich
Wilhelm Iv., es ist. — Der Anfang der hohenzollerschen Herrschaft
in der Mark ist also die Beugung des verwilderten Adels und die
Beschützung der Städte und der Bauern gewesen.
2. Wie Burggraf Friedrich Kurfürst von Branden-
burg wird. (30. April 1415 und 18. April 1417.) Auf der
großen Kirchenversammlung zu Kostnitz sollte eine Heilung der Kirche
am Haupte, dem Papste, und an den Gliedern, den Geistlichen,
vorgenommen werden. Hierzu bedurfte der Kaiser weisen Rath und
kräftige Mithilfe des Burggrafen Friedrich. Er bedurfte aber auch
seines Geldes. Bis auf 400,000 Goldgulden wuchs das Darlehn,
das der Hohenzoller dem Kaiser gab. Das konnte dieser ihm nim-
mer bezahlen. Darum wollte er ihm dafür das Land Brandenburg
erb- und eigenthümlich übermachen. Solches geschah am 30. April
1415. Es war am Tage des Evangelisten Lukas, als der Burg-
graf, nunmehr Erzkämmerer des heiligen römischen Reichs und Kur-
fürst von Brandenburg, in Berlin einzog. Voraus, auf mächtigem
Streitrosse, in hellglänzender Stahlrüstung, das Visir des mit Gold
verzierten Helmes zurückgeschlagen, kam der Kurfürst selbst; ihm zur
Rechten ritt der Bischof von Lebus, zur Linken der von Branden-
burg. Ihnen folgten viele märkische und fränkische Ritter mit ihren
Knappen und Reisigen. Unter dem Zudrange des Volks ging der
festliche Zug durch das Teltower Thor zu dem „hohen Hause" in
der Klosterstraße. Es war mit Eichenlaub geschmückt, von den Zin--
nen des Dachs und aus allen Fenstern heraus wehten die Fahnen
und Banner der märkischen Städte, aber über dem Eingänge des
Palastes rauschte das schwarze und weiße Panier der Hohenzollern.
Pfeifer, Posauner und Pauker standen auf dem Balkon, und das
Schmettern ihrer Instrumente begrüßte den nahenden Zug. Ganz
anders empfingen jetzt die adeligen Herren ihren Kurfürsten. Feierlich
wurde ihm gehuldigt, freundlichst erwiederte er die ihm dargebrachten
Huldigungen. Aber noch höhere Ehre und noch größere Feierlichkei-
ten erwarteten ihn. Am 18. April des Jahres 1417 wurde er zu
Kostnitz von dem Kaiser feierlich und össentlich mit der Mark be-
lehnt. Ein glänzender Zug von Rittern versammelte sich vor Frie-
drichs Herberge. Dieser bestieg im kurfürstlichen Schmucke sein Roß,