1860 -
Hannover
: Pockwitz
- Autor: Ulrici, C. W.
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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eines breiten Streifens, der Jedem unter dem Namen der Milchstraße bekannt
ist, immer enger aneinander. Dieser Streifen umzieht in der Gestalt eines größten
Kreises von ungleicher Breite den ganzen Himmel. Außer unserer Milchstraße steht
man aber am Himmel noch sehr viele linsenförmige Nebelflecken, die aus
einer Menge von Sternen bestehen. Merkwürdig sind die Doppelsterne, d. h. je
zwei Sterne, die sehr nahe zusammenstehen, so daß man mit bloßem Auge oft nur
einen von ihnen sieht. Im Ganzen kennt man wenigstens 6000 Doppelsterne. Der
kleinere scheint um den größeren herumzulaufen, wie der Mond um die Erde. Manche
Fixsterne gehören zu den sogenannten veränderlichen Sternen. Einige von
ihnen zeigen beständig mehr oder weniger periodische Lichtveränderungen; andere nehmen
an Licht beständig zu oder ab; einige erscheinen uns wieder, nachdem sie auf
einige Zeit verschwunden waren; andere sind nur auf einige Zeit und, soviel man
weiß, nur einmal sichtbar geworden. Die Entfernung der Fixsterne läßt sich nicht
angeben, nicht einmal vorstellen. Der Weg von der Erde zur Sonne beträgt 20 Mil-
lionen Meilen oder eine Erdweite; der nächste Fixstern abersteht wenigstens 4 Billionen
Meilen oder eine Sternweite voii unserem Planeten ab. Die Nebelflecken sind
wenigstens 10,000 Sternweiten von uns entfernt. Die wahre Größe der Fixsterne
ist uns gleichfalls unbekannt. Auch die kleinsten Sterne sind wohl viel größer, alö
unsere Sonne. Der schöne Stern Wega in der Leyer mag wohl einen Halbmeger
haben, der gleich 34 Sonnenhalbmessern (ein Sonnenhalbmesser — 94,000 M) ist,
und sein körperlicher Inhalt übertrifft den der Sonne, welcher 3500 Billionen Kubik-
meilen beträgt, um 39,000 Mal.
2. Die Sonne.
Die Sonne, ob sie uns gleich nur als eine mäßig große Scheibe erscheint, ist
doch ein gewaltig großer Körper. Daß sie aber, trotz ihrer ungeheuern Größe, uns
so klein vorkommt, hat seinen Grund darin, daß sie so erstaunlich weit von unsrer
Erde entfernt ist. — Was nun zuerst die Größe der Sonne anlangt, so beträgt
ihrdurchmesser 188,000 deutsche Meilen, ihre Oberfläche 111,000 Millionen Quadrat-
meilen und ihr körperlicher Inhalt endlich 3500 Billionen Kubikmeilen. Jedoch
diese Zahlen sind zu groß,^als daß wir dadurch einen wahren Begriff von dem
riesenmäßigen Umfang der Sonne erhalten könnten. Suchen wir also durch Ber-
gleichungen mit anderen bekannten Körpern uns die Sache zu versinnlichen. Der
Umfang unserer Erde beträgt 5400 und der Durchmesser 1720 deutsche Meilen. Die
Erde ist mithin schon eine gewaltig große Kugel; allein sollte ein Körper, gerade so
groß wie die Sonne, aus lauter Kugeln von der Größe unserer Erde züsammen-
gesetzt werden, so wären eine Mill. und Viermalhunderttausend solcher Erdkugeln er-
forderlich! So ungeheuer aber die Größe der Sonne ist, eben so erstaunlich ist auch
ihre Entfernung von der Erde. Der Abstand der Sonne von unserer Erde be-
trägt 21 Millionen Meilen. Gesetzt, es führte ein gut gebahnter und ebener Weg
von unserer Erde zur Sonne und es wollte ein Erdenbewohner einen Besuch auf
der Sonne abstatten, so würde er, wenn er heute von der Erde abreiste und Tag
für Tag zwanzig Stunden oder zehn Meilen Weges zurücklegte, doch erst in
6200 Jahren auf der Sonne ankommen! Das Licht aber oder die Strahlen
dieser Sonne durchfliegen diese ungeheure Strecke von 21 Millionen Meilen in acht
Minuten und dreizehn Sekunden, so daß sie also in einer Sekunde, wäh-
rend eine abgeschossene Kanonenkugel 1500 Fuß zurücklegt, gegen 42,000 Meilen
durchstiegen! "Somit ist das Licht das schnellste Wesen, das in Gottes Schöpfung
vorhanden ist. — Ueber den Stoff und das Wesen der Sonne selbst sind die ge-
lehrtesten Astronomen noch nicht einig und werden's wohl auch niemals werden. Ehe-
mals hielt man den ganzen unermeßlichen Sonnenkörper für eine glühende, hell-
brennende Masse. Von dieser Ansicht ist man aber in der neuern Zeit zurückaekom-
men, indem man gefragt hat: Woher sollte, wenn die Sonne ein wirkliches Feuer-
meer wäre, dieses Feuer seine ewige Nahrung nehmen, daß es in tausend und aber
tausend Jahren nicht abniinmt und zuletzt wie eine ausgebrannte Kohle verglimmt
und erstirbt? Ferner hat man geltend gemacht: Wenn die Sonnenstrahlen feurige
Ausflüsse aus der Sonne wären, so müßte es doch, je näher der Sonne, desto
heißer sein. Wir finden aber gerade das Gegentheil. Denn je höher die Luftschiffer
sich in die Luft erheben (folglich sich der Sonne nähern), desto kälter wird es; und
je höher die Gebirge der Erde sind, desto mehr Eis und Schnee treffen wir auf
ihnen, selbst in den heißesten Sommertagen. Man rsimmt deshalb ziemlich allgemein