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1. Europa - S. 50

1860 - Hannover : Pockwitz
J 50 Birmingham hat ungefähr 200,00» Einwohner. Die Mehrzahl derselben sind Arbeiter und Magazinbesitzer. Die Stadt bedeckt einen Raum von 9 englischen Quadratmeilen, und ganze weite Theile dieses Raumes sind mit einer ungeheuren Masse von kleinen, meist ärmlichen und schmutzigen Arbeitshäusern angefüllt, wo ein Haus so häßlich von Dampf geschwärzt wie das andere aussieht, und wo die ganze einförmige Masse von keinem einzigen freundlichen Gebäude unterbrochen wird. Damit ist indeß nicht gesagt, daß es hier nicht auch einige prächtige Straßen gäbe. — Wie glücklich ist der Fremde, wenn er Birmingham wieder im Rücken hat und wieder den Himmel und das Wetter sieht. Denn in Birmingham kann man das Wetter auf keine Weise erkennen. Den Regen fühlt man, wenn er sich durch den Rauch hindurch gearbeitet hat, und die Sonne erkennt man nur an einem ge- wissen hellen, gelblichen Fleck. Himmelblau, Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, Mond und Sterne giebt es dort nicht. In der That, man begreift es, daß die Engländer, da sie solche Städte haben, so sehr in das Landleben verliebt sind. Nicht gar weit von Birmingham ist das Staffordshirer Kohlenfeld, dem England zum großen Theil die Blüte seines Handels und seiner Gewerbe, Birmingham aber eine Betriebsamkeit verdankt, wie sie schwerlich noch an einein andern Orte der Erde angetroffen wird. Auf dem kleinen Raum von etwa 4 Qm. findet man hier deri Eisenstein in unerschöpflichen Massen, das zu seiner Bearbeitung nöthige Brenn- material, die Steinkohle, — den Kalk, welcher im Feuer die dem Eisenstein beige- mischten fremden Theile an sich zieht, wodurch das Metall frei und flüssig wird, — und endlich, damit es an nichts mangelt, auch den feuerfesten Thon, der allein in, Stande ist, der ungeheuren Glut zu widerstehen, welche zum Schmelzen des Eisen- steins erforderlich ist. Kein Reisender sollte England verlassen, ohne diesen bergmännischen Bezirk be- sucht zu haben; aber ein Durchfliegen desselben auf der Eisenbahn reicht dabei nicht hin. Da sieht er bei Tage nichts als eine unermeßliche Rauchwolke, die sich auf allen Punkten und von allen Seiten her erhebt, schlanke Obelisken und stumpfe Pyramiden, sonderbare Gruppen von schwarzen Häusern, endlich die wunderlichsten Gestelle, Räder und Maschinen aller Art, die sich auf freiem Felde in- und durch- einander bewegen. Schön ist auch der nächtliche Anblick dieser Gegend. Sie schwimmt alsdann ganz im Feuer, das von unzähligen Haufen Eisenerz und Stein- kohlen, die unter freiem Himmel „geröstet" uyd entschwefelt werden, von mehr als hundert Schmelz- und Kalköfen und einem Wald von hohen Schornsteinen ausge- strahlt wird. Aber das alles darf deut Reisenden nicht genügen, er muß mindestens einen Tag dieser Gegend widmen, muß hinabfahren in den schwarzen Schacht einer Kohlenmine und einer Eisengrube, um zu sehen, mit welcher Mühe und Gefahr dem Schoße der Erde dasjenige abgerungen wird, mit dessen Hülfe wir unsere ersten unc gewöhnlichsten Bedürfnisse beschaffen. 39. Die Nordsee. Die Nordsee ist das größte zusammenhängende Meeresbecken im Norden von Europa. Es hat Deutschland und Holland zur südlichen Basis, wird im Osten von Dänemark und Norwegen, im Westen von Großbritannien begrenzt und vereiniget sich im Norden mit dem Weltmeere; allein es hat noch zwei große Wasserstraßen, wovon die eine zwischen Frankreich und England in den atlantischen Ocean, die andere, das Skagerag, das Kattegat, der Belt und der Sund in die Ostsee führt. Der Flächeninhalt dieses Binnenmeeres beträgt an 10,500 Quadratmeilen; die Tiefe des Beckens ist sehr verschieden, indem sich von Dänemark, Deutschland und Holland mächtige Bänke in das Meer erstrecken, welche seinen Boden äußerst uneben machen. An der Süd- und Westküste kann man überall lange Strecken in das Meer hineinwaten, und auf Meilenweite hat es kaum so viel Tiefe, um ein Kriegs- schiff zu tragen. An der Küste von Norwegen aber steigt diese nicht selten auf 1000 Fuß und darüber, ja es sind zwischen Norwegen und Schottland Tiefen von 3000 Fuß gemessen worden. Die fast die Hälfte des Beckens einnehmende große Bank von Jütland bis hinüber nach Schottland bietet dagegen in einiger Entfernung von den seichten Küsten nur Tiefen von 60 bis 180 Fuß. Trotz seiner scheinbaren Jsolirung hat dieses sehr eingeschlossene Meer eine starke mächtige Fluth, welche theils von Norden herab, andererseits von Westen durch den Kanal kommt, und daher, weil sich die beiden Fluthen zu ungleichen Zeiten treffen, das Schauspiel ungewöhnlich hoher und ungewöhnlich niedriger Gezeiten bietet. Wo
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