1860 -
Hannover
: Pockwitz
- Autor: Ulrici, C. W.
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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ausstarb, bot man die Krone dem Grafen Adolf von Holstein und Schleswig, einem
Fürsten des deutschen Reiches an; dieser schlug seinen Vetter Christian von Olden-
burg vor. Da der großmüthige Adolf 1459 ohne Erben starb, fiel Holstein, als
deutsches Reichslehn, durchaus nicht an Dänemark, sondern an seinen Vetter, der
gerade die dänische Krone trug. Im 16ten^ Jahrhundert stattete also in vollem Recht
ote königliche Linie mit der Hälfte von Holstein und Schleswig einen Seitenzweig
aus, Holstein Gottorp, suchte aber hernach desto eifriger diese Herzogliche Hälfte
unauflöslich mit Dänemark zu verbinden, was zu vielen Kriegen mit auswärtigen
Mächten Veranlassung gab. Wirklich verlor Holstein-Gottorp seinen Antheil an
Schleswig 1714 und tauschte 1773 seinen Antheil an Holstein gegen Oldenburg aus.
Zwei Nebenlinien der königlichen Linie, Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg
und Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, besitzen Güter unter dänischer Sou-
verainetät in Holstein und Schleswig. Da in den Herzogtümern, als in deutschen
Landen, das salische Gesetz gilt, in Dänemark aber auch die weibliche Linie den Thron
besteigen kann, so müßte rechtlich einmal ein ähnliches Verhältniß wie zwischen Eng-
land und Hannover eintreten. Der dänische Staat umfaßt in Europa 2800 Quadrat-
Meilen und 2 '/2 Miu. lutherische Einwohner. Der König heißt Frederik Vil. Im Mai 1849
ist die neue Constitution des Königreichs Dänemark vollendet und angenommen. —
Zum Deutschen Bunde gehört zunächst das Herzogthum Holstein, das 154 Quadr.-
Meilen groß ist und Miu. E. enthält. Die größte Stadl ist Altona, dicht bei
Hamburg, im 17ten Jahrhundert noch ein bloßes Dorf, jetzt eine schöne und wichtige
Handels- und Fabrikstadt von 40,000 E. Kiel ist eine lebhafte Handels- und Uni-
versitätsstadt von 16,000 E. und liegt in sehr angenehmer Gegend an einer Ostseebucht.
Das Herzogthum Lauenburg, welches gleichfalls Deutschland einverleibt ist, enthält
20 Quadr.-Meil. mit 50,000 E. Das Herzogthum Schleswig, 167 Quadr.-Meil.,
370,000 Einw., gehört zwar nicht zum deutschen Bunde, ist aber in seinem süd-
lichen Theile rein deutsch, und das Volk ist sich dessen bewußt. Der nördliche Theil
ist entschieden dänisch. Jütland (600,000 E.) zerfällt in die Stifter Aalborg,
Aarhuus, Wiborg und Ribe, womit uns auch die Namen der Hauptorte bekannt
werden, die gegen 9000 E. haben. Fridericia, der Insel Fünen gegenüber, ist
eine kleine Festung, wo Zoll am kleinen Belt erhoben wird. Stagen liegt in dem
äußersten nördlichen Haken der Halbinsel. Der Meersand droht diesen Ort ganz zu
verschütten; von der Kirche ragt nur der Thurm heraus und wird als Wahrzeichen
für Seefahrer erhalten.
Die Inseln zerfallen in die drei Stifter Laaland, Fünen, Seeland. Zu
Letzterm werden auch die 20 Meilen entfernte, der schwedischen Küste weit nähere Insel
Bornholm und außerdem die Insel Möen, an der Südspitze von Seeland, ge-
rechnet. Auf der Insel Seeland (>,, Miu. Einw.), da, wo derselben das Jnselchen
Amak vorgelagert ist, liegt Dänemarks Hauptstadt Kop enhag en, dänisch Kjöben-
havn, zuerst ein Fischerdorf, dann ein Handelshafen, seit 1443 Residenz. Besonders
schön ist es, wie jeder Schritt aus der Stadt uns gleich in die üppige frische
Vegetation führt, die den dänischen Inseln so eigenthümlich ist. Bedeutende Handels-
stadt und Universität, 145,000 C.
Etwa 120 Meilen im Nw. der dänischen Halbinsel, so ziemlich in der Mitte
zwischen den sehr ähnlichen Shetlandsinseln und Island, liegen die Färöer,
d. i. Fe der in sein, 25 an der Zahl, wovon aber nur 17 von 8000 Einwohnern
bewohnt. Sie haben steile Ufer, Berge von mehr als 3000' Höhe und treffliche
Häsen. Der Erwerb der Einwohner besteht in Fischerei und Vogelfang. Zu Däne-
mark gehört auch die Insel Island.
Island, 1800 Quadrat-Meilen groß, nur 27 Meilen von Grönland, wurde
(wie die Färöer) von Norwegen bevölkert und im loten Jahrhundert für das Christen-
thum gewonnen. Das Klima ist damals milder gewesen; Korn kam gut fort, auch
Bäume. Bis Ende des 13ten Jahrhunderts war Island unabhängig, und das war
seine Blüthezeit. Große Handelsreisen wurden unternommen, sowohl in das Mittel-
meer als an die amerikanische Küste. Dabei fehlte es nicht an Bildung und Wissen-
schaft.^ Seit dem I3ten Jahrhundert gehörte Island zu Norwegen, seit dem I4ten
zu Dänemark, im 16ten kam die Reformation hieher, aber das Klima verschlinnnerte
sich, Seuchen verminderten die Zahl der Einwohner, Seeräubereien vernichteten den
Wohlstand (sogar algierische Raubschiffe sind bis hierher gekommen). So verschwand
Islands frühere Herrlichkeit, und erst in neuester Zeit beginnt es sich wieder zu heben.
Bei alle dem wohnen nur 64,000 Menschen darauf, und in der That erlaubt die
Natur des Landes wohl kaum eine größere Anzahl. Island ist fast nur Gebirgslanb«: