1860 -
Hannover
: Pockwitz
- Autor: Ulrici, C. W.
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Mitglieder, welche er will, in die fernsten Gegenden als Missionäre, um die Heiden zu
bekehren; er wählt dem Bräutigam die Braut aus, doch dürfen diese sich weigern.
Aber trotz Dem hat man noch Nichts von Unfrieden in der Gemeinde gehört. Jeder
folgt willig den Geboten, welche ihm als Gottes Wille erscheinen, und womit die
ganze Gemeinde einzustimmen pflegt. Früher hat man die Herrnhuter verfolgt, aber
jeder Staat hat Ursache, mit solchen Unterthanen zufrieden zu sein.
170. Das Königreich Hannover.
Daskönigreichhannover, welches einen Flächeninhalt von 698g,5 Q.-M. umfaßt,
bildet mit den von ihm eingeschlossenen oldenburqischen, bremischen, Hamburgischen,
braunschweigischen und lippeschen Landesantheilen die nordwestliche Ecke Deutschlands
unck umfaßt vorzugsweise die Niederungen, welche sich westlich von der Unterelbe und
dem Harzgebirge zu beiden Seiten der Weser bis jenseit der Ems erstrecken. Es ist
ungefähr der I6te Theil von Deutschland und der 221ste Theil von Europa. —
Der Länderverband, welcher das gegenwärtige Königreich Hannover ausmacht, ist
erst in den Jahren 1313, 1815 und> 1816 so gebildet, wie er jetzt besteht. Den
Grund zu demselben legten die großen Besitzungen, welche mehrere alte Familien
im Lande der Sachsen hatten und die durch Erbschaft an das mächtige Haus der
Welfen kamen. Die Welfen oder Guelfen besaßen große Herrschaften in Italien,
Schwaben und Baiern, wo sie die herzogliche Würde inne hatten. Am ausgedehn-
testen wurden ihre Besitzungen unter Heinrich dem Löwen, welcher seine Herrschaft
noch über Mecklenburg und einen Theil von Pommern ausdehnte, von seiner Mutter
bedeutende Güter in Sachsen erbte und an Macht selbst den Kaiser übertraf. 1180 wurde
er von Kaiser Friedrich dem Ersten in die Reichsacht gethan und seiner Besitzungen
beraubt. Nur die sächsischen Erbländer — etwa die heutigen Fürstenthümer" Lüne-
burg, Kalenberg, Grubetihagen, Göttingen und das Herzogthum Braunschweig —
blieben ihm. Sein Enkel Otto das Kind wurde 1235 erster Herzog von Braun-
schweig urid Lüneburg. Die folgenden Herzöge theilten sich in zwei Hauptlinien,
Braunschweig und Lüneburg; die erstere'bildete verschiedene Zweige, die in Braun-
schweig, Kalenberg, Göttingen, Grudenhagen, Osterode u. s. w. residirten; sie starb
1634 aus. -- Ernst der Bekenner, von der lüneburgischen Linie (der 1546 starb),
ist der Staminvater der jetzigen ganzen königlich hannoverschen und herzoglich braun-
schweigischen Familie. Sein Enkel August erhielt 1634 Wolfenbüttel und ward
Stifter des herzoglich braunschweigischen Hauses. Ernst's Urenkel theilten sich in
die beiden Linien Kalenberg (Hannover) und Lüneburg (Celle). Letztere starb 1705
aus und die kalenbergische Linie vereinigte alle Besitzungen des zweiten Hauptstam-
mes, welcher schon 1582 die Grafschaft Hoya, 1585 die Grafschaft Diepholz und
1689 das Herzogthum Sachsen-Lauenburg, so wie andere kleinere Herrschaften theils
durch Lehensverbindung, theils durch Erbrecht erworben hatte. 1692 erlangte Ernst
August die Kurwürde und sein Sohn Georg Ludwig wurde 1714 auf den Thron von
Großbritannien erhoben. Bon dieser Zeit bis 1837 war Hannover mit Großbritan-
nien vereint. Es wurde 1715 durch die käuflich erworbenen Herzogthümer Bremen
und Verden und 1731 durch das Land Haveln vergrößert. 1753 wurde die Graf-
schaft Bentheim daran verpfändet und 1803 erwarb Georg der Dritte das Bisthum
Osnabrück. Im Jahre 1803 wurden diese Lande durch die Franzosen besetzt, kamen
darauf an Preußen und 1807 bis 1810 an das Königreich Westfalen. Der nörd-
liche Theil wurde 1810 zur Provinz des französischen Reiches erklärt und erst 1813
gelangte das alte Fürstenhaus wieder zym Besitze. 1813 kam das Fürstenthum
Hildcsheim dazu, 1814 wurde das Kurfürstenthum zum Königthum erhoben und
dieies 1315 durch Ostfriesland, Lingen, einen Theil des Eichsfeldes und Goslar,
und 1816 durch einige hessische Aemter in Hoya, Diepholz und Göttingen vergrößert,
wogegen fast ganz Lauenburg, ein Theil von Osnabrück und das Amt Klötze abge-
treten wurde. Im Jahre 1837 (20. Juli) fiel bei dem Tode Wilhelms Iv. der eng-
lische Thron an die Königin Victoria, und da nach den hannoverschen Hausgesetzen
keine Frau den Thron besteigen kann, so wurde Hannover als ein selbstständiges
Königreich von Großbritannien abgetrennt und bekam in dem Herzoge von Cumber-
land einen eigenen König, welcher unter dem Namen Ernst August den Thron bestieg.
Nach dem Ableben Ernst Augusts, am 18. November 1851, trat dessen Sohn, der
gegenwärtige König, Georg der Fünfte, die Regierung an.
Die Anzahl der Einwohner des Königreiches belief sich am Schlüsse des Jahres
1858 auf 1,844,600. Dieselben sind der Mehrzahl nach Protestanten; Katholiken, deren
Ulrili. Die Erde. (3. Ausl.) Iß