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1. Enthaltend die erste, zweite und dritte Stufe: Heimath, Preussen, Deutschland - S. 10

1865 - Glogau : Flemming
to auslaufenden Strebepfeilern, nichts von dem mannigfachen Schmuck der Thüren, nichts von den steinernen Blättern, Blumen, Schnörkeln, Figuren, Statuen und anderem Zierrath, nichts von den vielfachen ge- kreuzten Wölbungen der Decke, dagegen im Chor und sonst die freie, lichte Kuppelform. Es ist eben eine ganz andere Bauart. Später ein- mal davon mehr. 2. Die Martinikirche liegt fast in der Mitte der Stadt. Von ihren beiden Thürmen ist der eine viel größer als der andere; es soll diesen einmal der Blitz getroffen und zerstört haben und nicht wieder in der früheren Höhe aufgebaut worden sein. Von einem zum andern führt ein verdeckter hölzerner Gang, der „rothe Gang." Eine der Glocken wird jeden Abend um 8 geläutet, was nur an dieser Kirche geschieht. Auch werden nur von ihr die Sonntage mit zwei, die Festtage mit allen Glocken früh um 6 eingeläutet. Endlich hat sie allein noch eine Christ- mette früh um 6 am ersten Weihnachtstag, dazu sind die beiden großen Lichterkronen in der Kirche angezündet, und die Besucher bringen ihre Lichte und Wachsstöcke selber mit. Ueber der Hauptthür gegen Mittag ist, von einem Drahtgitter umschloffen, das Standbild des heiligen Martin, von welchem die Kirche den Namen trägt. Das war ein heid- nischer Kriegshauptmann von sehr frommem, barmherzigem Sinn. Ein- mal als ihm vor den Thoren einer Stadt (Amiens) ein Armer begegnete, der ihn um eine Gabe bat, nahm er sein Schwert, theilte seinen Man- tel und reichte dem Armen die Hälfte vom Pferde herunter; dieses Liebes- werk stellt das Bild dar. In der Nacht darauf, so berichtet die Sage, erschien ihm Christus, mit der Hälfte dieses Kleides bedeckt; das bewog ihn, sich bald darauf taufen zu lassen. Dann lebte er mehrere Jahre in der Einsamkeit. Und einmal auf einer Reise durchs Gebirge, da er seine Eltern in Ungarn besuchen wollte, fielen ihn zwei Räuber an. Und schon hatte der eine die Axt über seinem Haupte geschwungen, da ergriff ihn der andere, gerührt von dem unschuldigen Auge des Wanderers, beim Arme, rettete also sein Leben und bekehrte sich sogar. Nach manchen Leiden und Irrfahrten wurde Martin endlich Bischof von Tours, einer Stadt in Frankreich, und starb im I. 400. Ihm zu Ehren wird noch an vielen Orten am 11. November das Martini- oder Martinsfest ge- feiert, das den Gänsen so schlecht bekommt. Luther ist am 11. Nov. in Eisleben getauft worden und hat darum den Vornamen Martin er- halten. — Im Innern der Kirche merken wir den großen schönen Altar mit vielem künstlichen Schnitzwerk und vielen Bildern, worunter Luther, der heilige Martinus, die vier Evangelisten u. A.; dann die Kanzel, welche ein hölzerner Simson, mit dem Eselskinnbacken in der Hand, trägt; dann die Orgel, welche — wie eine Inschrift auf der Südseite bezeugt — Friedrich der Große der Kirche geschenkt hat. Sie wurde von Gröningen, wo sie bis dahin in der Schloßkirche gestanden, auf 24 Wagen hierher geschafft, die alte kam nach Derenburg. An ihrer Vorderseite kfiubet sich hoch oben der golrgekronte preußische schwarze Adler mit ausgebrei- teten Flügeln und Friedrichs Namenzug. —■ Die Martinikirche ist die erste in unserer Stadt gewesen, in der evangelisch gepredigt wurde; gegen
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