1865 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Kriebitzsch, Karl Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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und der Zusatz: anno 1699; an einem andern: Wer Gott vertraut, hat
wohl gebaut, Hans Alslebe. 1600; an einem andern: Peter Bolemann,
der Herr behüte deinen Eingang und Ansgang von nun an bis in Ewig-
keit. 1599. An einem alten Hans, dem Richthaus, steht ein langer sinn-
reicher lateinischer Spruch mit dem Schluß: Ehrbar leben, Andern nichts
zu Leide thun, jedem das Seine geben, so wird zuletzt die gute Sache
siegen. An einem Hause am Markte ist außer vielen andern Figuren
ein Männchen in Holz abgebildet mit einem großen Kasten vor sich, und
dabei steht der Name Tetzel; in dem Hause hat nach der Sage der Ab-
laßkrämer gewohnt, gegen den Luther schrieb und sprach. An einem
andern Hause ist ein Mann mit einem Faß abgebildet; da soll zuerst in
der Stadt „Broihahn" gebraut worden sein, u. A. m.
2. Besonders merkwürdig durch seine Größe und durch die Menge
seiner Wappen, Namen, Bilder und Berzierungen ist der Schuhhof am
Fischmarkt. So heißt das Haus, weil es in früheren Zeiten (bis 1810,
wo die Gilde aufgelöst wurde) der Schuhmachergilde angehörte. Seve-
rinus fundator, d. h. Severin der Gründer, 1579 steht daran. Von
den mannigfachen Bildern au dem Hause erwähnen wir nur die 12
Apostel in Holz geschnitzt. Ein anderes altes und merkwürdiges Gebäude
am Holz- und Fischmarkt ist das Rathhaus. Die Hauptseite desselben
und die breiteste ist die südliche. Da sind gleichfalls sehr viele steinerne
Bilder zu sehen, Wappen, Gefäße mit Blumen, Figuren mit Drachenleib
und menschlichem Oberkörper, eine Figur mit Schwert und Wage in
den Händen u. A. Ganz unten sind noch zwischen Laubwerk drei
wunderliche Köpfe angebracht. Aber oben rings um die Ueberdachung
des Treppeuganges steht ein ernster lateinischer Spruch, zu deutsch so:
Was das Gemeinwesen erhält und schmückt, ist frommer Sinn, Gerech-
tigkeit, Eintracht, strenge Sitte, Treue der Bürger und schuldiger Gehor-
sam. In dem Anbau an der westlichen Seite befindet sich die Haupt-
wache. Die Garnison der Stadt besteht aus zwei Schwadronen des 7.
Kuirassierregiments, 1 Bataillon des 27. Infanterieregiments und dem
Stamm des 27. Laudwehrregiments. Der Riesenmann an der Ecke ist
ein Roland; er trägt in der einen Hand ein Schwert, in der andern
einen Schild mit dem zweiköpfigen kaiserlichen Adler. Man findet solche
Statuen in vielen deutschen Städten, sie stellen einen deutschen Kaiser,
Otto Ii., dar und waren Rechtssäulen, an denen Gericht gehalten wurde
zu Schutz und Schirm und Strafe, daher hier Schild und Schwert.
Dem Rathhaus gegenüber steht der Rathskeller: wiederum ein sehr
altes Haus mit zahllosen Figuren an allen drei Stockwerken; so am ersten
ein Ritter, knieend vor einem Kreuze, ein Manu mit einer Laute, einer
mit einer Harfe, einer mit einem Wappen, einer mit einer Scheibe, einer
mit einer Flöte, ein Hündchen aus dem Arm, einer mit einem Kelch,
einer mit einem Buch, einer mit einem Vogels darüber größere mensch-
liche, wohl Mönchsköpfe u. s. f. ■— Einige Häuser weiter sehen wir
wieder ein sehr großes und hohes Gebäude, wieder mit den Wappen der
Domherren geschmückt, und vor dem Eingang zwei Riesenmänner aus
Stein mit Keulen in der Hand. Dies Haus hat vor ein paar hundert