1865 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Kriebitzsch, Karl Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
ein Deckes, in Nahmen gespannt die Netze befestigt. Auf dem Boden des
Kastens laufen Vögel herum, angebunden, daß sie nicht fortfliegen können.
Im Gebüsch im Bauer singen wieder die Lockvögel. Der Vogelsteller
ober sitzt in einem Häuschen nahebei, eine Schnur in der Hand, die nach
den Netzen führt. Nun kommen die Waldvögel herbei und zu den Ge-
sellen in den Kasten, denn die Netze sind noch aufgeklappt. Aber kaum
ist ihrer eine Zahl beisammen, so zieht der böse Mann die Netzdeckel zu
und sie sind gefangen. Die Schlingen werden aus Pferdehaaren gedreht
und an einem hölzernen, hufeisenförmigen Bügel befestigt. Jeder Bügel
hat drei bis vier Schlingen und es hängt daran ein Büschel rother Beeren
(Quitschenbeeden). An einem Tannenzweig werden diese Schlingen auf-
gehängt. Kommt nun der Vogel und pickt an den Beeren, so zieht sich
die Schlinge über seinem Kopfe zu und er ist im Augenblick todt. Im
Herbst ist der ganze Brockenwald mit solchen Schlingen bedeckt. Diese
Art des Ganges trifft besonders die Krammetsvögel. Besser haben's im
Walde die Kuhheerden. Sie ziehen schon am frühen Morgen hinaus und
hinauf auf die Höhen, wo sie an den kräftig frischen Kräutern und Grä-
sern sich weiden. Schon aus weiter Ferne zeigen sie sich an durch das
liebliche, harmonische Geläut der Glocken, die sie am Halse tragen. Da-
zwischen hört man hier und da die Arbeit der Axt und Säge, die die
schönen Bäume fällen, das Knarren der Wagen, die das Holz auf steilen,
beschwerlichen Wegen hinunterfahren, das Singen, Rufen und Schreien
der armen Leute, die das dürre Holz auflesen und von den Bäumen
herabholen und auf ihre Karren und Schlitten und in ihre Körbe laden,
das Lachen und Schwatzen der Mädchen und Frauen, die nk ihre Körb-
chen und Schüsseln die Erd- und Himbeeren suchen und sammeln, die sie
dann zum Verkauf in die Stadt bringen. Aber auch menschliche Woh-
nungen finden wir in dem Brockenwald, freilich nicht schöne große Häuser,
sondern nur ärmliche Hütten, aus jungen Tannenstämmen gebaut, die
mit ihren Spitzen zusammengestellt und mit Baumrinde überkleidet sind.
Fenster haben die Hüttchen nicht, nur eine Thür. In der Mitte drin
hängt an einem eisernen Haken über der Feuerstelle ein Kessel. Dünne
Baumstämme mit Moos und Moossäcken belegt bilden das Lager. Das
sind die Wohnungen der Köhler, die sogenannten Köthen. Die Arbeit
der Köhler ist das Kohlenbrennen. Das geschieht in den Meilern.
Dazu wird Holz zu kleinen, halbkugelförmigen Bergen aufgeschichtet, das
Ganze dann mit Erde und Zweigen umhüllt und inwendig angebrannt.
Kleine Oeffnungen an der Seite und oben geben dem Feuer Abzug. Nach-
dem das Holz wochenlang still gebrannt hat, stürzt der Berg zusammen
und das Holz ist nun in Kohlen verwandelt, die dann in die Hochöfen
der Eisenhütten und in die Schmieden gefahren werden. — Je höher
man den Berg hinaufkommt, desto kälter wird die Luft, desto heftiger
Wind und Nebel, desto massenhafter die Felsen und Felsblöcke, desto kah-
ler der Boden. Die Tannen kommen nur sehr dürftig, am Ende gar nicht
mehr fort, man sieht nur noch ganz kleine Birken und Weidengebüsch,
zuletzt nichts als Moos und Gesträuch und Haidekraut. Der Boden ist
Bruch und Moor. (Merke: Strecken, die unter Wasser stehen, über das