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1. Enthaltend die erste, zweite und dritte Stufe: Heimath, Preussen, Deutschland - S. 32

1865 - Glogau : Flemming
32 Flügeln wie Adler, — und darüber sind zwei Adler abgebildet, die zur Sonne emporstreben. Eine breite doppelte Steintreppe führt zum Ein- gang, der an der linken Seite die Buchhandlung, an der rechten die Apotheke zeigt. Ein paar Schritt weiter durch eine zweite Thür, und wir stehen vor einer langen Straße, einer Reihe 5- bis 6ftöckiger Häuser, am Ende steht noch ein hohes, breites Haus, davor ein Standbild in Erz. Das sind die „Francke'schen Stiftungen", das hohe Haus am Ende ist das Pädagogium und das Standbild stellt den Gründer selber dar. Er hat einen Predigertalar an und zwei Waisenkinder an seiner Seite; das zur linken sieht zu ihm auf und betet, das andere hat eine Bibel in der Hand, die es an's Herz drückt, Franke hat jenem die Hand auf's Haupt gelegt, während er mit der Rechten nach Oben zeigt, von wo aller Segen kommt, auch ihm in so reicher Fülle gekommen ist. Auf dem marmornen Fußgestell aber stehen mit goldner Schrift die Worte geschrie- den: August Hermann Francke. Er vertrauete Gott. Ueber der zweiten Eingangöthür, zu der wir nun zurückkehren, lesen wir noch diese Worte: Fremdling, was du hier siehst, hat Glaub' und Liebe vollendet, Ehre des Stiftenden Geist, glaubend und liebend wie er. — Eine dritte Merkwürdigkeit der Stadt, die schon ihr Name andeutet, ist das Salz. Die Soole, aus der durch Sieden und Abdampfen das Salz bereitet wird (s. Ik. §. 5, 4) fließt aus mehreren Quellen mitten in der Stadt im „Thäte" oder der „Halle". Sie hat sehr starken Gehalt und fließt so reichlich, daß sie noch durch Röhren nach der königlichen Saline, auf einer Saalinsel gelegen, geleitet wird. Es werden jährlich mehr als 200,000 Centner Salz gewonnen. Die Arbeit bei der Bereitung ist jetzt durch eine Dampfmaschine, die die Soole aus dem Brunnen hebt, durch eine Röhrenleitung, die sie in die Siedepfannen bringt, durch Vergrößerung der Pfannen und Siede- häuser sehr vereinfacht, so daß nicht viel über 100 Leute dabei nöthig sind. Die Arbeiter sind die Salzwirker oder Halloren: ein eigen- thümliches Völkchen von fremdem Stamm und in Tracht (die Männer z. B. tragen lange Westen mit großen kugelartigen zinnernen oder silber- nen Knöpfen) und Sitten von den andern Bewohnern verschieden. Sie sind die besten Schwimmmeister und haben manche Gerechtsame aus alter Zeit, z. B. einen Salzgrafen, der ihre Streitigkeiten entscheidet, freien Fisch- und Vogelfang u. a. m. Zn Neujahr überreichen sie dem König in Berlin, wenn er bei Tafel sitzt, eine große Schlackwurst und Sooleier (in Soolwasser gelegene und davon durchzogene Eier), die künstlich in Form einer Pyramide aufgebaut sind, und dafür werden sie von des Kö- nigs Tafel gespeist. In jedem Herbst senden sie ihm die ersten gefan- genen Lerchen. Wenn ein neuer König in Preußen zur Regierung kommt, erhalten sie von ihm eine neue Fahne und ein schönes Pferd aus seinem Marstall, das dann bei dem feierlichen Umzug, den sie durch die Stadt halten, der älteste Hallore reitet. Heut zu Tage halten nicht alle mehr so streng auf ihre Sitten und Trachten, und weil bei der Vereinfachung des Dienstes an den beiden Salinen nicht mehr so viel Arbeiter nöthig
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