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1. Enthaltend die erste, zweite und dritte Stufe: Heimath, Preussen, Deutschland - S. 137

1865 - Glogau : Flemming
137 Schnee umkommen, trotz der ausgesteckten Signalslangen und Zeichen mit Glocken oder Trompeten. Und doch ist der Winter den Eingebornen ein willkommener Gast; sie fahren dann auf Schlitten oder in Schnee- schuhen, die sie an die Füße schnallen, über Berg und Thal wie der Wind dahin zu Gesreundten, die sie sonst nicht sehen, und auch die Kinder bekommen dann Muth und Lust und fahren auf kleinen Schlitten von den steilsten Höhen hinab. Der Winter ist ihnen aber auch aus einem andern Grunde noch lieb. Die Erzgebirger lieben nämlich das Wandern. Da ziehen denn im Frühjahr Hunderte in die Fremde, auch Knaben dabei mit Karren, auf denen ihr ganzes Waarenlager liegt, Bänder, Spitzen, Zwirn, Schüsseln, Teller, Löffel, Kannen u. a. Sachen aus Holz und Blech. Damit ziehen sie durch ganz Deutschland, ja bis nach Rußland hinein, und verhandeln ihre Schätze. Viele gehen auch -blos mit Axt und Kelle fort, um in der Fremde Zimmer- oder Mauerarbeit zu thun. Aber die Sehnsucht nach der lieben, armen Heimath verläßt sie auch in der Ferne nicht; und wenn es Winter wird, kehren sie fröhlichen Herzens wieder heim in die Hütten zu den Ihrigen, um ihnen, was sie draußen erworben, zu bringen und von dem, was sie draußen gesehen, den hor- chenden Kleinen zu erzählen. Aber die Arbeit ruht darum nicht. Da sitzt denn in der dunkeln, dumpfen Stube Mutter und Töchter bei ihren Spinnrocken oder vor ihrem Muster in emsiger Arbeit, die Knaben mit dem Vater hinter dem Webstuhl, wenn sie nicht draußen in der Wirth- schaft oder mit Holzschnitzen oder unten im Bergwerk zu thun haben. Und so geht's Jahr aus, Jahr ein. — Ein Hauptverdienst erwächst den armen Leuten aus dem Spitzenklöppeln, mit dem sich Frauen und Mädchen, auch kleine Mädchen schon, fast ausschließlich beschäftigen. Die Arbeit ist diese. Man befestigt das Pergament, worauf das Muster ge- zeichnet ist, auf das Klöppelkissen und besetzt das ganze Muster senkrecht mit Stecknadeln. Dann nimmt man Klöppelhölzer, mehr oder wenig, nachdem das Muster breit ist. Die Hölzer sind etwa von der Länge eines Bleistifts, rund, unten mit Blei beschwert und stecken in einem Röhrchen, dem Klöppeldutel, damit der auf die Hölzer gewickelte Zwirn sich leicht abwindet und nicht mit den Fingern berührt zu werden braucht. Die Fäden werden dann bald rechts, bald links um die Stecknadeln geschlungen und mit einander verknüpft, wie es das Muster vorschreibt, und so ent- stehen Augen oder Maschen und am Ende die ganzen Spitzen. Die Arbeit geht ungemein schnell und sicher von Statten und sieht sich sehr hübsch zu. So einträglich ist die Arbeit indeß nicht mehr, weil die Groß- * Händler in den Städten und die Fabriken den armen Leuten die Preise sehr Herabdrücken. — Die Erfinderin dieser Kunst soll eine fromme, mild- herzige Frau in Annaberg gewesen sein, Barbara Uttmann. Die jammerte die Roth des Volkes, da lehrte sie es das Spitzenklöppeln und so kamen Tausende zu einem einträglichen Erwerb. In Annaberg, noch heute dem Hauptort des Klöppelnd, ist ihr Grab und auf dem Grabe ein Denkmal. Auf der Vorderseite desselben ist ein Engel dargestellt, mit dem Füllhorn des Segens, der am Klöppelstock sitzenden Barbara einen Lorbeerkranz aufsetzend. Der obere Theil des Würfels, wie von
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