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1. Enthaltend die erste, zweite und dritte Stufe: Heimath, Preussen, Deutschland - S. 141

1865 - Glogau : Flemming
141 — fülle von Menschen und regstes Leben in Eisenwerken, Wollen- und Baumwollenspinnereien, Glas-, Porzellan-, Leinwandfabriken, Erz- und Kohlenbergwerken; und dort eine wilde, einsame Natur von Granitblöcken, Haideflächen, Moorboden, nur wenig bewohnt und wenig angebaut. Das slavisch-böhmische Volk der Czechen ist sehr betriebsam, heiter, sorglos, lebhaft bis zur Wildheit, gastfrei, überaus höflich. Doch haben sie nicht die biedere Treuherzigkeit der armen Erzgebirger, und mit den Deutschen im Lande sind sie nicht sonderlich freund. Sinn für Musik ist ihnen vor- nehmlich eigen. Sie haben eine große Menge lustiger und ernster Volks- lieder; Haus und Feld klingen am Tage von ihnen wieder und des Nachts ziehen junge Burschen singend oder die Mundharmonika spielend durch die Gassen der Dörfer. Geige oder Klarinette fehlen fast in keinem Hause; sie erben von Hand zu Hand. Die Prager Musikanten sind auch bei uns nicht unbekannt. Der Dudelsack, den sie sicb rühmen er- funden zu haben, darf bei keiner Hochzeit und bei keinem Tanze fehlen. Der Spieler trägt ihn mit einem Riemen um den Leib geschnallt und mit einem zweiten Riemen den Ellenbogen an den Blasebalg gebunden, und arbeitet so, von einer Geige in seiner eintönigen Musik begleitet, blasend und pfeifend die ganze Nacht hindurch. Es kommen auch manch- mal solche Dudelsackpfeifer in unsre Gegend, zu ausnehmendem Spaß für das kleine Volk. — 12. Wir reisen weiter über Hof, Plauen, Reichenbach, Al- tenburg. Bei Hos geht die Eisenbahn über die Saale, die nicht weit südlich von der Stadt auf dem Fichtelgebirge entsprungen ist, bei Plauen über die Elster. Alten bürg ist ein Herzogthum mit 24 s^M. Flächen- inhalt. Es besteht aus zwei Haupttheilen, zwischen denen Gera liegt. Der östliche Theil enthält die Hauptstadt Altenburg, das an der Pleiße liegt, der westliche Eisenberg; durch diesen fließt die Saale. Die Alten- burger im östlichen Gebiet sind vom Stamm der Wenden und haben eine eigenthümliche Tracht; die Männer schwarze, am Oberärmel wulstige Kittel oder Jacken, weite Sammethosen und kleine runde Filzhütchen, die Frauen auf dem Kopfe einen thurmartigen Aufsatz, bestehend in einem mit Kattun oder Seide überzogenen, zusammengeklappten Stück Pappe, unten mit langen bunten oder schwarzen Bändern besetzt; über dem Rücken ein Mieder aus Seide oder Kattun, vor der Brust einen Latz, ebenfalls ein mit Kattun überkleidetes Stück sehr fester Pappe, das, durch Schnuren an das Mieder befestigt, weit herab und so weit hinaufgeht, daß oft noch das Kinn ver- borgen wird, darüber ein Camisol, um den Leib mehrere dicke, falten- reiche, nicht weit über die Kniee herabgehende Röcke. Das Volk ist kräftig, im Ackerbau tüchtig, unverdrossen fleißig und reich, aber schwer- fällig, kurz angebunden und stolz. Sie lassen was drauf gehn: mer hunns je, mer kunns je, sagen sie. In Läden, wenn ihnen Waaren zur Aus- wahl vorgelegt und die Preise genannt werden, hört man oft die Frage: huttertsch denn nich theirther? Den Menschen schätzen sie blos nach der Größe seiner Wirthschaft: wie vel Hutten ar Pfare? ist die erste Frage, mit der- sie den fremden Eindringling prüfen. Besonders hoch geht es bei Hochzeiten und Kindtaufen und zur Kirmeß her, da giebts Speise
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