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1829 -
Crefeld
: Funcke
- Autor: Diesterweg, Friedrich Adolph Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Regionen (OPAC): Rheinprovinz
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Scheunen gedroschen. Um 7 oder 8 Uhr gehen sie heim
zum Frühstücke, welches in Suppe aus Weizen- oder
Buchwcizenmehl besteht. Nach einer Stunde wird die
Arbeit fortgesetzt bis um 11 oder 12 Uhr. Dann wird
zu Mittag gegessen. Aufden meisten Bauerngütern herrscht
noch die löbliche alte Sitte, daß der Eigenrhümer mit
Frau und Kindern gemeinschaftlich mit Knechten und
Mägden an einem Tische dieselbe Speise Ln langsamen,
abgemessenen Zügen verzehrt. Alle arbeiten sich in eine
Schüssel hinein in einerlei Tempo, und alle hören zugleich
auf! Von 2 Uhr an wird die Feld- oder Hausarbeit bis
6 oder 7 Uhr fortgesetzt. Sobald die Nachtkost verzehrt
ist, geht der Landmann zu Bette, oder schläft auf Bänken
und Stühlen. Während der Ernte ist die Kost viel reich-
licher. Des Morgens wird dann schon mit Pfannenkuchen
und Speck aufgewartet, und an Bier und Branntewein
darf es den ganzen Tag nicht fehlen. Nach gehaltener
Ernte oder an den Kirmeßtagen, die jeder Bauer hält,
werden Knechte und Mägde mit Backwerk und Brannte-,
wein traktirt. Die Freunde und Nachbarn finden sich zum
Schmause ein. Gewöhnlich dauert diese Festzeit 3 Tage.
Alles aber in abgemessenem Gange. —
Mit dem phlegmatischen Temperamente des Körpers
ist eng verbunden
2. ein augenfälliger Mangelan Aufgeregtheit des Geistes.
Diese ist die eigentliche Quelle jener Eigenschaft. Am
untrüglichsten stellt sich diese geistige Stumpfheit des
Volks in den Schulen dar. Hier hat man die noch un-
gebildete Jugend vor sich. Die Schulkinder des bergi-
schen Landes bilden fast einen wahren Gegensatz mit
denen der clevischen Niederungen und des Flachlandes.
Dort in den Bergen haben die Lehrer es mit einer leben-
digen, aufgeregten, thatkräftigen und unruhigen Jugend
zu thun; hier kämpft der Lehrer sein Leben lang "mit
Stumpfsinn, Maulfaulheit und geistiger Trägheit. Dort
muß man zurückhalten und dämpfen, hier beständig an-
spornen und anregen. Und doch besiegt man hier nur
schwach den eingefleischten Fehler.
Die Trägheit unseres Kreises zeigt sich am unzwei-
deutigsten an dem Mangel körperlicher Rührigkeit, ener-
gischer, kraftbildender Spiele der heranwachsenden männ-
lichen Jugend. Geht man nach Thüringen, Schwaben
oder andern Gegenden Deutschlands, so findet man am
freien Nachmittage die Knaben und Jünglinge im Freien