1829 -
Crefeld
: Funcke
- Autor: Diesterweg, Friedrich Adolph Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Regionen (OPAC): Rheinprovinz
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Der Winter dauert hier viel länger, als in den be-
nachbarten Gegenden. Während ringsum oft schon der
Frühling seine Reize enthüllt, liegt auf dem hohen Veen
entweder noch tiefer Schnee, oder der kalte, feuchte Bo-
den ist wenigstens noch ohne alles belebende Grün. Da-
her rührt der so schnelle Wechsel der Witterung in den
benachbarten Gegenden und die auffallende Mlte der
Südwinde in der Gegend von Aachen.
Am höchsten erheben sich die Köpfe bei Mützenich,
die Stein lei und das Hartlicher-Vecn; nächst diesen
die Höhe zwischen Imgenbruch und Konzen, ohne jedoch
eine Aussicht zu gewähren.
Ihre Scheitel und Abhänge sind mit hohem, zum
Theil 10 Fuß mächtigem Torfe bedeckt. Das ganze ho-
he Gebirge ist zur Bildung desselben geneigt, denn auch
entfernter von den höchsten Köpfen zeigt sich dieses Be-
streben der Natur mehr oder weniger, je nachdem das
Terrain weniger oder mehr abhängig oder wafferablei-
tend ist. Wo hohes Heidekraut den Boden dicht über-
zieht , besteht derselbe gemeiniglich bis zu 2 Fuß Tiefe
aus braunem moorigem Sande.
Der Torf ist der holzarmen Fabrikgegend von Mont-
joie so willkommen, als dem hohen Westcrwalde die
Braunkohle. Fabrikanten kaufen den Torf von den
Grundbesitzern in Masse, und lassen ihn dann selbst ste-
chen, und was die Bauern anstorfen, bringen sie kar-
rcnweise zum Verkauf. Torfstechereien sieht man an der
Konzener Höhe, am Nordabhange der Steinlei, an der
Südseite des Hartlich, und zwischen dieser Kuppe und
Rötgen unweit dem Reinhardshoje.
Die schwarzen, in Reihen gestellten Torfhaufcn kön-
nen das Traurige dieser Gegend nur vermehren. Welche
große Menge Wasser die Torflager enthalten, kann man
daraus abnehmen, daß ein 12 Zoll lang, 0 Zoll breit
und 4 bis 5 Zoll doch gestochenes frisches Torfstück 8
bis 10 Pfund wiegt, welches Gewicht nach völliger
Trocknung, wobei sich die Ausdehnung nur um etwa V12
vermindert, bis 1 % Pfund durchschnittlich herunter geht.
Offenbar ist der hohe Torfmit der Eigenschaft, das durch
die Bergmassen aus der Atmosphäre angezogene Wasser
in solcher Menge zurückzuhalten, die Ursache der Rauh-
heit der Luft und der vielen Nebel.
Wo Wasser ist, da geht auch Verdunstung vor sich.
And der Wärmestoff geht wenigstens für die hohe Ge-
gend, die obnedieß, wie alle übrigen, weniger reich dar-
an ist, als die tieferen Ebenen, verloren.