1829 -
Crefeld
: Funcke
- Autor: Diesterweg, Friedrich Adolph Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Regionen (OPAC): Rheinprovinz
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Zweifel stehet das Master dieser Seen in ehemaligen
Kratern vulkanischer Berge.
Sehenswerth ist auch ein See bei Meerfeld, das so-
genannte Meerfelder Meer oder der Meerftlder See,
welcher Abfluß hat. Er soll über 100 Fuß tief sein.
Noch ist einer Merkwürdigkeit besonderer Art Erwägung
zu thun, welche auch in der Gegend des Vesuvs und in
andern vulkanischen Gebirgen wahrgenommen wird. Die-
selbe wird an zwei verschiedenen Orten beobachtet, an
dem Laacher See und am Kylflusse in der Eifel in der
Quelle, welche die Bewohner Brudeldrcis*) nennen.
An der östlichen Seite des Laacher Sees, wenige Schritte
von demselben, befindet flch etwa eine 7' weite und 3'—4'
tiefe Grube, in welcher man stets eine größere oder ge-
ringere Menge von todten Thieren, als: Vögel der ver-
schiedensten Art, Eichhörnchen, Haselmäuse, Fledermäuse,
Frösche, Kröten und allerlei Insekten findet. Daher
rührt wohl die alte, am Rheine weit verbreitete Sage,
kein Vogel könne über den Laacher See fliegen,
ohne zu ersticken.
Wenn man den Kopf in diese Grube senkt, so hat
man dieselbe Empfindung wie in einem mit gährendem
Moste angefüllten Keller; und wenige Augenblicke vermag
man diesen Einflüssen zu widerstehen. Diese Gasentwik-
kelung ist in verschiedenen Zeiten verschieden. Doch be-
merkt man kein örtliches Ausströmen desselben durch Luft-
bewegung. Sowohl durch den Geruch als durch Versuche
erfährt man, daß das sich entwickelnde Gas kohlensaures
Gas ist.
Noch weit bedeutender ist diese Art der Kohlensäure-
Entwickelung in der obengenannten Quelle Brudeldreis.
Dieselbe befindet sich in einem kleinen Becken, aus wel-
chem das Wasser niemals heraufsteigt. Das Wasser steigt
mit starkem Blasenwerfen auf, und die Bewegung ist so
stark, daß man das Geräusch 400 Schritte weit hören
kann. In der nächsten Umgebung des Beckens findet
man gewöhnlich todte Vögel, welche bei der Annäherung
zur Quelle, um daraus zu trinken, durch die, von ihr
ausgehauchten Dämpfe ersticken; daher die gemeine Sage,
daß die Quelle die Vögel im Fluge todte. Menschen,
die sich etwa niederknien, um unmittelbar daraus zu
trinken, werden durch die ans dem Wasser sich cntwik-
ketnden mcphitischen Dünste zurückgestoßen. Diese schweben.
*) Dreis heißt in der Eifel jede Mineralquelle.