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1. Beschreibung der Preußischen Rheinprovinzen - S. 183

1829 - Crefeld : Funcke
183 2. Die Jungfrau auf dem Lurley (-Felsen). In asten Zeiten ließ sich manchmal auf dem Lurley um die Abenddämmerung 'und beim Mondschein ein« Jungfrau sehen, die mit so unmuthiger Stimme sang, daß alle, die es hörten, davon bezaubert wurden. Viele, die vorüber schifften, gingen am Felsenriff oder im Stru- del zu Grunde, weil sie nicht mehr auf den Lauf des Fahrzeugs achteten, sondern von den himmlischen Tönen der wunderbaren Jungfrau gleichsam vom Leben abge- löst wurden, wie das zarte Leben der Blume sich im sü- ßen Duft verhaucht. Niemand hatte noch die Jungfrau in der Nähe geschaut, als einige junge Fischer; zu diesen gesellte sie sich bisweilen im letzten Abendroth, und zeigte lhncn die Stellen, wo sie ihr Netz auswerfen sollten; und jedesmal, wenn sie den 'Rath der Jungfrau befolgten, thaten sie einen reichlichen Fang. Die Jünglinge erzähl- ten nun, wo sie hinkamen, voiffder Huld und Schönheit der Unbekannten, und die Geschichte verbreitete sich im ganzen Lande umher. Ein Sohn des Pfalzgrafen, der damals in der Gegend sein Hoflager hatte, hörte die wundervolle Mähr, und sein 'Herz entbrannte in Liebe zu der Jungfrau. Unter dem Vorwand, auf die Jagd zu gehen, nahm er den Weg nach Wesel, setzte sich dort auf einen Nachen, und ließ sich stromabwärts fahren. Die Sonne war eben untergegangen, und' die ersten Sterne traten am Himmel hervor, als sich das Fahr- zeug dem Lurley näherte. Seht ihr sie dort, die ver- wünschte Zauberin; denn das ist sie gewiß, riefen die Schiffer. Der Jüngling hatte sie aber bereits erblickt, wie sie, am Abhang des Felsenbergs, nicht weit vom Strome saß, und euren Kranz für ihre goldnen Locken band. Jetzt vernahm er auch den Klang ihrer Stimme, und war bald seiner Sinne nicht mehr mächtig. Er nöthigte die Schiffer, am Fels anzufahren, und, noch einige Schritte davon, wollt' er an's Land springen, und die Jungfrau festhalten; aber er nahm den Sprung zu kurz, und versank in dem Strom, dessen schäumende Wo- gen schauerlich über ihm zusammen schlugen.. Die Nachricht von diesem traurigen Begebuiß kam schnell zu den Ohren des Pfalzgrafen. Schmerz und Wuth zerrissen die Seele des armen Vaters, der auf der Stelle den strengsten Befehl ertheilte, ihm die Unhotdin todt oder lebendig zu liefern. Einer seiner Hauptleute übernahm es, de« Wille« des Pfalzgrafen zu vollziehen;
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