1842 -
Zwickau
: Zückler
- Autor: Döhner, Gotth. Ferd.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Eisenberg, hatte den Landgrafen verhärtet gegen die
Stimme der Menschlichkeit und der Pflicht. Rohe Be-
handlung hatte schon lange Margarethen den Aufent-
halt bei ihrem fürstlichen Gemahl verleidet; doch Liebe
zu ihren Kindern hatte sie von der Flucht zurückgehal-
teu; als aber gar Mörder gegen sie abgeschickt wurden,
da glaubte sie die Kinder verlaffen zu müssen, um we-
nigstens in der Ferne sich ihnen zu erhalten. Die
Flucht war zur Nacht verabredet. Sie trat, um ihre
Kinder noch einmal zu sehen, in das Schlafgemach
derselben. Noch einmal müssen ihre Arme sie umfan-
gen. Da erinnern sie die Begleiter, wie gefährlich es
wäre, länger zu verweilen. Da drückte Margarethe
ihren Friedrich heftig an ihr Herz: Lippe und Zahn
preßt sie in grimmigem Schmerze in des Lieblings
Wange; Friedrich zuckte; die Wange blutete. Im
nächsten Augenblicke ward Margarethe durch ihre schüt-
zenden Begleiter mit Gewalt fortgeführt. Einige Zeit
darauf brach der Gram ihr Herz; aber Friedrich trug
das Denkmal der schmerzlichsten Mutterliebe Zeit seines
Lebens auf der Wange, und so oft man jetzt von
Friedrich dem Gebissenen hört, so oft denkt man mit
Ingrimm an Alberten und mit Wehmuth an Marga-
rethen.^ Noch war der Unart nicht genug. Alle Län-
der, über welche Albrecht regierte, wollte er seinen
rechtmäßigen Kindern entziehen, um sie Apitzen zuzu-
wenden, welchen ihm die eifenberger Kunigunde ge-
boren hatte; und wie in Deütschland überhaupt seit
des letzten Hohenstaufen Konrad Iv. Tode Alles bunt
durch einander ging: so wüthete nun auch in Thürin-
gen erbitterter Krieg zwischen Vater und Söhnen.
Der neüe Kaiser, Rudolph von Haböburg, gebot Ruhe
und erzwang sie; als aber Albrechts Unnatur so weit
ging, daß er die wettinischen Länder, die ihm gehörten,
an Rudolphs Nachfolger, Adolph von Nassau, ver-
fchleüderte, um das daraus gelöste Geld seinem Apitz
zuzuwenden: da mußten die Heldenbrüder, Friedrich
und Diezmann, gar gegen den Kaiser kämpfen, wel-
cher die gekauften Länder in Besitz nehmen wollte.
Da zeigte sichs recht, welche feste Stütze die Fürsten
an ihren Völkern haben, wenn sie dieselben durch die
That zu überzcügen wissen, daß sie es treü und ehrlich